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Reinigungsmittel: sicher sauber

 Standardtestschmutzstreifen
Im Waschlabor: Standardtestschmutzstreifen werden bei Waschversuchen mitgewaschen, um die Reinigungsleistung von Textilwaschmitteln zu messen und objektiv miteinander zu vergleichen. R. Pexa

Ein wachsendes Gesundheits- und Umweltbewusstsein hat dazu geführt, dass sich Anwenderinnen und Anwender gewerblicher Reinigungsmittel fragen, welche Konsequenzen der tägliche Umgang mit diesen Arbeitsstoffen hat. Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber sind immer häufiger mit dem Wunsch aus der Belegschaft konfrontiert, die verwendeten Produkte auf ihre Verträglichkeit zu überprüfen und bei Bedarf durch unbedenkliche Alternativen zu ersetzen.

Betroffen ist dabei eine Vielzahl an Branchen. Ob in der Gebäudereinigung, in Gastronomie und Hotellerie, in Gewerbe und Industrie, in lebensmittelverarbeitenden Betrieben oder in öffentlichen Einrichtungen wie Schulen, Seniorenheimen und Krankenhäusern – Wasch- und Reinigungsmittel werden überall benötigt. Unterschiedliche Anwendungsbereiche machen die Verwendung verschiedener Inhaltsstoffe erforderlich. Einige in herkömmlichen Produkten nach wie vor eingesetzte Stoffe sind krebserzeugend oder stehen unter Verdacht, Krebserkrankungen zu verursachen. Im Rahmen ihres zweijährigen Präventionsschwerpunkts „Gib Acht, Krebsgefahr!“ zeigt die AUVA auf, welche krebserzeugenden Stoffe in Reinigungsmitteln vorkommen können und welche Ersatzprodukte bereits erhältlich sind. Dazu wurde schon im Vorjahr Kontakt mit österreichischen Reinigungsmittelherstellern aufgenommen, um sie für die Problematik zu sensibilisieren – aber auch, um Good-Practice-Betriebe und ihre Produkte vorzustellen.

Good-Practice-Betrieb hollu

Zu den Pionieren beim Umstieg auf umweltfreundliche Reinigungsmittel zählt die hollu Systemhygiene GmbH. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Zirl in Tirol ist seit 110 Jahren auf die Entwicklung ganzheitlicher Reinigungs- und Hygienelösungen – von Reinigungs- und Pflegeprodukten über Reinigungshilfsmittel und -maschinen bis zum Service – spezialisiert. Bereits 2012 brachte hollu die ersten Produkte der hollueco-Reihe auf den Markt, die auf ökologisch oder gesundheitlich bedenkliche Inhaltsstoffe verzichtet.

hollueco ist mit dem österreichischen Umweltzeichen und dem EU-Ecolabel zertifiziert, was Umweltverträglichkeit und den Verzicht auf gesundheitsschädigende Inhaltsstoffe garantiert. „Die Kriterien für das EU-Ecolabel sind europaweit einheitlich hoch. Das betrifft sowohl die Auswahl der Rohstoffe als auch die Prüfmethoden für einen objektiven Vergleich der Reinigungsleistung. Die Kundinnen und Kunden können also sicher sein, dass das Produkt funktioniert“, erklärt Benjamin Göllner, Abteilungsleiter Forschung & Entwicklung bei hollu.

Überprüfung der Lagerstabilität einer Rezeptur
Benjamin Göllner, Abteilungsleiter der hollu Forschung & Entwicklung, bei der Überprüfung der Lagerstabilität einer Rezeptur. R. Pexa
Intelligentes Dosiersystem für die Textilwäsche
Intelligente Dosiersysteme wie die holluQUID-Anlage für die Textilwäsche (im Bild) und die holludrive-Anlage für die Geschirrreinigung dienen auch dem Schutz des Anwenders, weil kein Kontakt mit dem Reinigungsmittel mehr notwendig ist. Zusätzlich helfen s R. Pexa

Der AUVA-Schwerpunkt trug zur Sensibilisierung der Anwenderinnen und Anwender bei, was ein verstärktes Interesse an Reinigungsmitteln ohne krebserzeugende Inhaltsstoffe zur Folge hatte. „Wir haben im letzten Jahr viele Anfragen erhalten, vor allem aus der Gastronomie“, erinnert sich der Prozesshygiene-Spezialist DI (FH) Andreas Marksteiner, Abteilungsleiter der hollu Anwendungstechnik.

Trinatriumnitrilotriacetat

Unter den als krebserzeugend oder krebsverdächtig eingestuften Stoffen, die in Reinigungsmitteln verwendet werden, ist Trinatriumnitrilotriacetat (NTA) besonders häufig. Bei diesem als Wasserenthärter zugesetzten Stoff handelt es sich um ein weißes bis gelbliches Pulver, das beim Verschlucken zu Gesundheitsschäden führen kann. Reinigungsmittel enthalten bis zu zehn Prozent NTA. Als Reinsubstanz verursacht NTA schwere Augenreizungen, ist vermutlich krebserzeugend und beim Verschlucken gesundheitsschädlich. Dass – wie die Anfragen bei hollu zeigen – vor allem die Gastronomie an der Substitution von NTA interessiert ist, verwundert Ing. Jennifer Stoifl, Fachkundiges Organ Chemie in der AUVA-Außenstelle Innsbruck, nicht: „Im Zuge unserer Begehungen haben wir abgefragt, ob es dort krebserzeugende Arbeitsstoffe gibt bzw. welche. Bei den Reinigungsmitteln waren Geschirrspülreiniger das Hauptproblem.“ Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in den betroffenen Unternehmen wollten wissen, ob auch für sie Krebsgefahr besteht und ob es gegebenenfalls Alternativprodukte gibt.

Herstellung eines Flüssigwaschmittels
Herstellung eines Flüssigwaschmittels im hollu Labor R. Pexa

Laut Dr. Elisabeth Reiter, Arbeitsmedizinerin und Vertragspartnerin von AUVAsicher Linz, enthielten 2018 noch fast alle Geschirrspülmittel für Haubengeschirrspüler im Gastgewerbe NTA. „Die Gastronomie hat sehr rasch reagiert. Jetzt liegt der Anteil an NTA-haltigen Geschirrspülmitteln bei unter 50 Prozent“, schätzt Reiter. Diese Entwicklung stimmt optimistisch, dass der Umstieg auch bei anderen Anwendungen, für die es in der Vergangenheit keine Reinigungsmittel ohne krebserzeugende Inhaltsstoffe auf dem Markt gab, in absehbarer Zeit gelingt

NTA-freie Alternativen

Da die Umstellung auf gesundheitlich unbedenkliche Reinigungsmittel in allen Bereichen auch hollu ein Anliegen ist, beschloss das Unternehmen, den AUVA-Schwerpunkt proaktiv zu unterstützen. „Wir haben ein gemeinsames Ziel: gefährliche Stoffe aus Reinigungsprodukten zu verbannen und so die Sicherheit in der Anwendung und die Gesundheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu schützen. Das ist ganz im Sinne unserer auf den 17 Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen basierenden Unternehmensstrategie, welche natürlich auch die Rohstoffe der Produktentwicklung betrifft. Nachzulesen auf verantwortung.hollu.com“, so Marksteiner.

hollu führt eine Blacklist mit Rohstoffen, die künftig in keinem der Produkte eingesetzt werden, und eine Whitelist für unbedenkliche Stoffe. Ziel ist es, die Rohstoffe, die auf die Blacklist gesetzt werden, langfristig aus der Produktion und damit aus dem Produktsortiment zu verbannen. Um das schnellstmöglich zu erreichen, kooperiert hollu mit Forschungseinrichtungen und treibt das Thema auch gemeinsam mit der AUVA voran. So fuhren Marksteiner und Göllner bereits im September 2018 für einen Erfahrungsaustausch mit den Chemikerinnen und Chemikern der AUVA-Hauptstelle nach Wien. Dabei hatten sie den Masterplan für den Ausstieg aus NTA bereits in der Tasche.

Noch im Vorjahr machten sich die elf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Abteilung Forschung & Entwicklung an die Arbeit. Ihr Auftrag lautete, bis zum Spätsommer 2019 für sämtliche Produkte mit NTA Ersatzstoffe zu finden. „Vor Beginn der Umstellung war NTA in flüssigen und einigen wenigen Pulverrezepturen enthalten“, so Göllner. In einem ersten Schritt wurden vollständig NTA-freie Geschirrspülmittel und Wäschewaschmittel auf den Markt gebracht; mittlerweile konnte der unter Krebsverdacht stehende Stoff in allen Geschirrspül- und Wäschewaschmitteln sowie in sämtlichen Produkten zur Küchen- und zur gesamten Objektreinigung ersetzt werden.

Umstellungsphase

Die Substitution krebserzeugender Inhaltsstoffe ist für die Hersteller eine große Herausforderung, die neben finanziellen Investitionen auch Zeit benötigt. Während der Umstellungsphase muss genau kalkuliert werden, wie viel von dem bisher verwendeten Rohstoff noch zu beschaffen ist und welche Menge des Ersatzstoffs man braucht. Unter Umständen kann ein Wechsel der Rohstofflieferanten notwendig sein. Bei hollu verlief der Ausstieg aus NTA problemlos, was auch darauf zurückzuführen ist, dass Marksteiner und Göllner von der Geschäftsführung und dem Produktmanagement vollste Unterstützung hatten. In den Umstiegsprozess waren neben Forschung & Entwicklung und Anwendungstechnik auch die Personalchefin, die Arbeitsmedizinerin, die Bereichsleiter, die Sicherheitsfachkräfte und die Sicherheitsvertrauenspersonen einbezogen.

Anwenderschulungen

Bei Dosiereinheiten für konzentrierte Pulver- oder Flüssigreiniger, z. B. für Wäsche oder Geschirr, übernimmt der Kundendienst von hollu Montage und Wartung. Gerade im Bereich der Geschirr- und Wäschereinigung wird sehr viel mit automatischen Dosieranlagen gearbeitet – hier haben die Anwenderinnen und Anwender keinen direkten Kontakt mit den Reinigungsmitteln, was für zusätzliche Anwendersicherheit sorgt. „Für die Sicherheit ist nicht nur das Produkt selbst ausschlaggebend, sondern auch seine Anwendung. Daher bieten wir Anwenderschulungen an“, so Marksteiner. Diese finden meist direkt vor Ort statt und werden durch die hollu Anwendungstechnik durchgeführt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erfahren unter anderem, bei welchen Tätigkeiten sie welche Schutzausrüstung benötigen. Viele weitere Ausbildungen – beispielsweise zur professionellen Reinigung und Küchenhygiene, zu diplomierten Hygienemanagerinnen und -managern oder zu Desinfektorinnen und Desinfektoren – werden in der hollu-Akademie in Zirl, Graz oder Linz angeboten.

Schutzmaßnahmen

Wenn mit krebserzeugenden bzw. -verdächtigen Stoffen gearbeitet wird, müssen geeignete Schutzmaßnahmen gesetzt werden, wobei nach dem STOP-Prinzip vorzugehen ist. „Reinigungsmittel sind Gemische. Wird kalt gemischt und handelt es sich um ein geschlossenes System, ist die Gefährdung geringer. Das größte Risiko geht von Unfällen, Wartungs- und Reinigungsarbeiten aus“, erklärt Reiter. Die Reinigung wird oft von Spezialfirmen durchgeführt, deren Angestellte über das nötige Know-how verfügen.

Portrait Dr. Elisabeth Reiter
Dr. Elisabeth Reiter, Arbeitsmedizinerin und Vertragspartnerin von AUVAsicher Linz zVg
Portrait Ing. Jennifer Stoifl
Ing. Jennifer Stoifl, Fachkundiges Organ Chemie in der AUVA-Außenstelle Innsbruck zVg

Oft mangelt es nicht an Wissen um die erforderliche Persönliche Schutzausrüstung, vielmehr führt Bequemlichkeit dazu, dass die notwendigen Maßnahmen unterlassen werden. Insbesondere bei kurzzeitigem Umgang mit gesundheitsgefährdenden Stoffen werde leicht darauf vergessen, sich zu schützen, stellt Stoifl fest, die an die Anwenderinnen und Anwender appelliert: „Bitte auch für nur wenige Minuten Brille und Schutzhandschuhe nehmen!“ Für sie ist die Substitution krebserzeugender Stoffe durch den Reinigungsmittelhersteller die beste Lösung, da diese die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer entlastet.

Krebserzeugende Inhaltsstoffe

Abgesehen von Thioharnstoff in einem Produkt für die Silberreinigung, für das hollu allerdings auch eine Alternative anbietet, und – derzeit noch – von NTA setzt hollu keine krebsverdächtigen Stoffe in der Produktion ein. In den Erzeugnissen anderer Reinigungsmittelhersteller kann allerdings nach wie vor eine Reihe unterschiedlicher krebserzeugender bzw. -verdächtiger Inhaltsstoffe enthalten sein. Reiter hat bei ihren Erhebungen zur Gefahrstoffevaluierung von Wasch- und Reinigungsmitteln unterschiedlicher Anbieter mehrere dieser Stoffe gefunden. NTA ist nicht nur in Geschirrspülreinigern, sondern auch in Textil- und Bodenreinigungsmitteln für Gewerbe und Industrie enthalten.

Trichlorethen – auch als Trichlor bzw. Trichlorethylen bezeichnet – hat gute fettlösende Eigenschaften, ist aber krebserzeugend, keimzellenmutagen und giftig. Daher wurde es in den meisten Anwendungsbereichen durch unbedenklichere Alternativen ersetzt. Teilweise findet es noch in der gewerblichen Trockenreinigung Verwendung. In der Metallindustrie dient Trichlorethen zur Reinigung und Entfettung. „In großen Anlagen, von denen die meisten jedoch schon geschlossen sind, kommt zum Metallreiniger als Stabilisator das krebsverdächtige 1,2-Ethoxybutan dazu – das heißt, sowohl das Reinigungsmittel als auch der Stabilisator sind kanzerogen“, erklärt Reiter. Das als Lösungsmittel bewährte, aber seit 2010 verbotene Dichlormethan (Methylenchlorid) wird vor allem in Tischlereien oder kleinen Werkstätten immer noch zur Lösung von Lacken, als Abbeizmittel und zur Entfernung von Klebstoffresten verwendet. Der Einsatz des als Atemgift wirkenden und vermutlich krebserzeugenden Arbeitsstoffs ist laut Reiter rückläufig, allerdings taucht der Inhaltsstoff immer wieder als „Wunderreiniger“ auf.

Biozide

Auch das vor allem aus der Plattenproduktion bekannte Formaldehyd ist in manchen Reinigungs- und Desinfektionsmitteln sowie zur Stabilisierung von organischen Produkten noch immer anzutreffen, etwa in der Instrumentendesinfektion. Ein Einsatzbereich, in dem Substitution problemlos möglich wäre, ist sich Reiter sicher: „Formaldehyd zur Desinfektion kann man immer ersetzen. Es gibt auch andere Biozide, die den gleichen Effekt haben.“ Viele Gesundheitseinrichtungen verzichten in Desinfektionsmitteln bereits auf den seit 2016 als eindeutig krebserzeugend eingestuften Stoff.  

Göllner empfiehlt gewerblichen Kundinnen und Kunden, bei Reinigungsmitteln auf die Inhaltsstoffe zu achten. Zertifizierungen wie das EU-Ecolabel oder das Österreichische Umweltzeichen helfen dabei, gesundheitlich und ökologisch unbedenkliche Produkte auf einen Blick zu erkennen. hollu strebt bei Neuentwicklungen das EU-Ecolabel an und setzt verstärkt auf Nachhaltigkeit „Wir planen, wo immer es möglich ist, erneuerbare Rohstoffe aus einem Umkreis von 5.000 Kilometern zu beziehen“, so Göllner.

Zusammenfassung

Bei Reinigungsmitteln im gewerblichen Bereich wird zunehmend darauf geachtet, dass keine krebserzeugenden Stoffe enthalten sind. NTA ist der am häufigsten noch verwendete krebsverdächtige Inhaltsstoff; er wird vor allem Geschirrspülreinigern für die Gastronomie zugesetzt. Zur Silberreinigung verwendet man den ebenfalls unter Krebsverdacht stehenden Thioharnstoff. Der Good-Practice-Betrieb hollu Systemhygiene GmbH hat NTA bereits in allen Geschirrspül- und Wäschewaschmitteln sowie in sämtlichen Produkten zur Küchen- und zur gesamten Objektreinigung ersetzt und bietet zur Silberreinigung eine Alternative ohne Thioharnstoff an. Auch für die von anderen Reinigungsmittelherstellern noch eingesetzten krebserzeugenden bzw. -verdächtigen Inhaltsstoffe Trichlorethen, Dichlormethan und Formaldehyd gibt es unbedenkliche Ersatzprodukte.

FAQ zu krebserzeugenden Arbeitsstoffen: Die AUVA antwortet!

Im Rahmen des AUVA-Präventionsschwerpunktes „Gib Acht, Krebsgefahr!“ beantworten AUVA-Expertinnen und -Experten in jeder Ausgabe von SICHERE ARBEIT bis Ende 2020 häufig gestellte Leserfragen zum Thema krebserzeugende Arbeitsstoffe.

Haben auch Sie Fragen? Dann senden Sie uns diese an FAQkrebsgefahr@auva.at!

Wo kann ich mich über Ersatzstoffe oder Ersatzverfahren informieren?

Die kostenlose Plattform „Substitution Support Portal“ SUBSPORTplus (www.subsportplus.eu) bietet Informationen über Ersatzstoffe bzw. Ersatzverfahren. Unternehmen finden dort zudem Leitlinien für die Bewertung von Stoffen und das Substitutionsmanagement sowie Unterstützung bei der Erfüllung der Substitutionsauflagen nach EU-Recht. Weitere Informationen erhalten Sie über Präventivfachkräfte oder Hersteller.

Warum wurden in den AUVAPräventionsschwerpunkt erbgutverändernde bzw. fortpflanzungsgefährdende Arbeitsstoffe nicht aufgenommen?

In den letzten Jahren wurden krebserzeugende Arbeitsstoffe im EU-Raum zunehmend in den Fokus gerückt. Auslöser dafür waren insbesondere Studien zum Ausmaß arbeitsbedingter Krebserkrankungen. Diese waren Anlass für die Europäische Initiative „Roadmap on Carcinogens“, an der unter anderem das Österreichische Sozialministerium beteiligt ist. Damit wurde auch die politische Diskussion neu belebt, was sich in Änderungen der EU-Krebsrichtlinie niederschlägt. Dadurch soll die Exposition am Arbeitsplatz gegenüber mehreren krebserzeugenden Stoffen begrenzt werden. Da klar umrissene Zielsetzungen und ein entsprechend eingegrenztes Themenspektrum Grundlage für eine erfolgreiche Kampagne sind, hat sich die AUVA entschlossen, ihren Präventionsschwerpunkt auf krebserzeugende Arbeitsstoffe zu fokussieren. Durch die Thematisierung möglicher Probleme im Umgang mit krebserzeugenden Arbeitsstoffen und die damit einhergehende Sensibilisierung erwarten wir uns eine positive Breitenwirkung auf den sicheren Umgang mit gefährlichen Arbeitsstoffen insgesamt.

Warum haben nicht alle krebserzeugenden oder krebsverdächtigen Arbeitsstoffe einen TRK-Wert?

Für bestimmte krebserzeugende Arbeitsstoffe kann eine Wirkschwelle abgeleitet werden. Erst ab dieser Schwelle wird im Körper ein Mechanismus ausgelöst, der zur Krebsentstehung führt. Wird diese Schwelle nicht überschritten, kann also die Krebserkrankung verhindert werden.

Es gibt auch Arbeitsstoffe, für die der Gesetzgeber noch keinen Grenzwert festgelegt hat, obwohl eine krebserzeugende Wirkung bekannt ist. Dies kann beispielsweise vorkommen, wenn Arbeitsstoffe nur sehr selten Verwendung finden und wirtschaftlich nicht von Bedeutung sind. (Auch viele andere chronisch schädliche Stoffe haben keinen Grenzwert!) Für die Gefährdungsermittlung und -beurteilung der Arbeit mit Arbeitsstoffen ohne Grenzwert müssen andere Methoden als die Vergleichsmessung herangezogen werden. Hier empfehlen sich zum Beispiel Control Banding-Ansätze wie der „Stoffenmanager ®“ oder das „Einfache Maßnahmenkonzept Gefahrstoffe“ (EMKG).

Die Sammlung aller Fragen und Antworten zu krebserzeugenden Arbeitsstoffen können Sie auf der Webseite zum AUVA-Präventionsschwerpunkt nachlesen: www.auva.at/krebsgefahr, Menüpunkt „Häufig gestellte Fragen (FAQ)“


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