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Psychische Belastung in der Arbeit

Von Faktoren, die den Menschen psychisch beeinflussen – ein Update

Die psychische Gesundheit ist mit der Novelle des ASchG 2013 und der Arbeitsplatzevaluierung in den Fokus des Arbeitnehmer:innenschutzes getreten. Der vorliegende Beitrag liefert ein Update zum Thema und eine Vorschau auf die Beiträge dieser Sonderausgabe, die arbeits- und notfallpsychologische Angebote der AUVA sowie aktuelle Herausforderungen wie beispielsweise Sucht in der Pandemie, Gewalt in der Arbeit und Homeoffice behandeln.

Mann sitzt mit gefalteten Händen und geschlossenen Augen nachdenklich vor seinem Laptop
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In den deutschsprachigen Arbeitswissenschaften hat sich laut dem Arbeitspsychologen Eberhard Ulich (2011, S. 471) weitgehend das Belastungs-Beanspruchungs-Konzept durchgesetzt. Demnach stellt Belastung eine Einwirkungsgröße dar, Beanspruchung eine Auswirkungsgröße. Es handelt sich nach Ulich nicht um einfache Reiz-Reaktions-Muster, sondern um Vermittlungs- und Rückkopplungsprozesse, die Beziehungen zwischen Belastung und Beanspruchung vielfältig beeinflussen.

Die überarbeitete Version der ÖNORM EN ISO 10075 „Ergonomische Grundlagen bezüglich psychischer Arbeitsbelastung, Teil 1: Allgemeine Aspekte und Konzepte und Begriffe“ wurde 2018 veröffentlicht und definiert Begriffe im Bereich der psychischen Arbeitsbelastung. Sie behandelt die psychische Belastung und Beanspruchung sowie die kurz- und langfristigen, positiven und negativen Folgen der psychischen Beanspruchung. Darüber hinaus spezifiziert die Norm die Zusammenhänge zwischen den beschriebenen Konzepten.

Die Norm verwendet den Ausdruck „psychisch“, wenn auf Vorgänge des menschlichen Erlebens und Verhaltens Bezug genommen wird. So bezieht sich der Begriff auf kognitive und emotionale Vorgänge im Menschen. Der Ausdruck „psychische Belastung“ wird verwendet, weil kognitive und emotionale Prozesse miteinander in Beziehung stehen, und wird wie folgt definiert: „Gesamtheit aller erfassbaren Einflüsse, die von außen auf einen Menschen zukommen und diesen psychisch beeinflussen.“ Psychische Belastung gilt als neutraler Begriff und nicht als das negative Ergebnis der Arbeitsbelastung. Die Norm weist auch darauf hin, dass die umgangssprachliche Verwendung des Begriffs „psychische Belastungen“ (Plural) nicht mit der Definition der psychischen Belastung in der Norm übereinstimmt: „Die ‚Gesamtheit aller erfassbaren Einflüsse‘ bedeutet, dass eine psychische Belastung normalerweise aus verschiedenen Faktoren besteht, die zu dieser ‚Gesamtheit‘ beitragen. Die Kombination all dieser Faktoren stellt die sich daraus ergebende psychische Belastung dar.“ (ÖNORM EN ISO 10075-1, 2018, S. 6).

Die psychische Beanspruchung ist die unmittelbare Auswirkung der psychischen Belastung im Individuum in Abhängigkeit von seinem aktuellen Zustand. Die Veränderung der psychischen Belastung kann die psychische Beanspruchung erhöhen oder reduzieren. Darüber hinaus unterscheidet die Norm bei den förderlichen bzw. beeinträchtigenden Auswirkungen zwischen Auswirkungen nach kurzfristiger bzw. nach langfristiger oder wiederholter Exposition (ÖNORM EN ISO 10075-1, 2018, S. 7).

Exemplarisch sollen drei Folgen der Beanspruchung angeführt werden: Der Begriff „Lernen“ wird definiert als Prozess infolge von (Arbeits-)Erfahrungen, der zu dauerhaften Änderungen im Verhalten oder im Verhaltenspotenzial führt, z. B. bei Plänen, Einstellungen und Werten. Dieser Begriff wird in der Norm den förderlichen Auswirkungen kurzfristiger Exposition zugeordnet. 

Neu bei den beeinträchtigenden Auswirkungen (kurzfristiger Exposition) wurde der Begriff „Stressreaktion“ aufgenommen. Er beschreibt einen Zustand im Menschen, der durch erhöhte psychische (einschließlich beider, kognitiver und emotionaler Komponenten) und/oder physische Aktivierung gekennzeichnet ist, die aus seiner negativen Beurteilung der auf diese Person einwirkenden psychischen Belastung als Bedrohung seiner Ziele und/oder Werte resultiert.

Bei den beeinträchtigenden Auswirkungen langfristiger oder wiederholter Exposition wird der Begriff „Burnout-Syndrom“ definiert: „Zustand wahrgenommener psychischer, emotionaler und/oder physischer Erschöpfung, distanzierter Einstellung gegenüber der eigenen Tätigkeit und wahrgenommener verminderter Leistungsfähigkeit als Ergebnis einer anhaltenden Exposition gegenüber bestimmten Formen psychischer Belastung.“ (ÖNORM EN ISO 10075-1, 2018, S. 9)

Arbeitsplatzevaluierung psychischer Belastung

Bei der Arbeitsplatzevaluierung gemäß ArbeitnehmerInnenschutzgesetz (ASchG) geht es darum, psychische Belastung zu ermitteln, zu beurteilen und Maßnahmen zur Optimierung von Arbeitsbedingungen abzuleiten und umzusetzen. Im Fokus steht damit die psychische Belastung, also Arbeitsanforderungen und -bedingungen, die im Arbeitsalltag zu Problemen führen können; nicht bewertet werden die Persönlichkeit, Leistungsfähigkeit oder die Gesundheit der Beschäftigten.

In Folge werden standardisierte Verfahren vorgestellt, die den Anforderungen der ÖNORM EN ISO 10075 entsprechen und österreichischen Betrieben von der AUVA kostenlos zur Verfügung gestellt werden:

  • KFZAonline
  • ABS Gruppe
  • EVALOG

104.269 – eine Zahl, die sich in Verbindung mit dem KFZAonline sehen lassen kann!

Hinter dieser Zahl steckt die Nutzung dieses kostenlosen Angebots der AUVA zur „Evaluierung psychischer Belastung“: 104.269 Fragebögen wurden seit dem Start im Mai 2014 online ausgefüllt. Die aus 26.280 Auswertungen gewonnenen Daten können in österreichischen Betrieben in Analysen miteinbezogen und damit als Grundlage für die Belastungskonkretisierung herangezogen werden.

Einfach unkompliziert

Für den Start einer Befragung werden keine persönlichen oder betrieblichen Daten abgefragt. Sobald das Login auf der Plattform https://fragebogen-arbeitsanalyse.at/login aktiviert ist, kann der Linkversand an die Teilnehmer:innen vorbereitet und gestartet werden. Apropos Vorbereitung: Bevor der KFZAonline verwendet wird, muss klar sein, für welche Tätigkeitsgruppe(n) die Belastungsermittlung und Beurteilung mithilfe der online Befragung durchgeführt werden soll und ob die folgenden Bedingungen erfüllt sind:

  • Min. 10: Die Auswertung kann ab gesamt 10 ausgefüllten Fragebögen vorgenommen werden.
  • Min. 5: Werden Tätigkeitsgruppen abgebildet, so müssen zusätzlich pro Gruppe mind. 5 ausgefüllte Fragebogen vorliegen, damit die Gruppenergebnisse angezeigt werden.

Rahmen für die Nutzung:

  • 6 Monate lang steht der Fragebogen über einen Link für die Beantwortung zur Verfügung. 
  • Von bis zu 100 Teilnehmer:innen kann er ausgefüllt werden. 
  • Bis zu 12 Monate nach der Aktivierung des Links können die Ergebnisse heruntergeladen werden.

Das von Jochen Prümper, Klaus Hartmannsgruber und Michael Frese entwickelte Verfahren dient als Screening zu Übersichtszwecken, deckt sozusagen Stufe 2 von 3 gemäß ÖNORM EN ISO 10075-3 ab. Es ist branchen- und tätigkeitsunspezifisch.

Rot? Gelb? Grün?

Für die 26 Items des KFZAonline werden die Gruppenergebnisse über ein erweitertes Ampelsystem dargestellt. Zeigen sich in der Auswertung Themenbereiche, die im gelben bzw. roten Bereich liegen, sind nach einer Belastungskonkretisierung Maßnahmen nach § 7 ASchG abzuleiten. Neben dem Ampelsystem werden außerdem pro Item der Mittelwert und die Standardabweichung sowie die absoluten und relativen Häufigkeiten für jede Antwortmöglichkeit angezeigt.

„Trifft voll und ganz zu“ – und jetzt?

Ein springender Punkt im Ablauf der Arbeitsplatzevaluierung psychischer Belastung ist die Belastungskonkretisierung, wenn aus dem Item selbst keine konkrete Maßnahme ableitbar ist. Liegt beispielsweise für die Thematik „Unterbrechungen bei der Arbeit“ der Mittelwert im roten Bereich, muss folglich eine Maßnahme abgeleitet werden – aber welche? Der erste Schritt in Richtung alltagstaugliche und treffsichere Maßnahme ist die Belastungskonkretisierung, zum Beispiel: 

Mögliche Bedingungen als Ursprung der Belastung „Unterbrechungen“: 

  • durch Kollegen:Kolleginnen (fehlende Einschulung/Weiterbildung, zu wenig geplante Besprechungen) 
  • durch technische Probleme (unzureichende Hardware, Software)
  • durch Telefonanrufe/E-Mails (uneingeschränkter Kunden-:Kundinnenkontakt, unklare Zuständigkeiten/Prioritäten)

Die weitere Bearbeitung vom „negativ auffälligen“ Mittelwert über eine konkrete Belastung zu einer umsetzbaren Maßnahme ist mit dem Onlineangebot nicht abgedeckt und muss zusätzlich gestaltet werden.

Frau hält sich mit schmerzverzerrtem Gesicht ihren Rücken
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900 – nicht mehr brandneu, dennoch aktuell

… das lassen die Zahlen für März 2022 erahnen. Fast 900 Mal wurde der Online-Fragebogen in diesem Monat ausgefüllt. Das deutet auf eine auch nach 8 Jahren weiterhin laufende Nachfrage und Nutzung des kostenfreien Angebots für Betriebe hin.

Evaluierung im Workshop mit ABS Gruppe

Mit der „Arbeits-Bewertungs-Skala ABS Gruppe“ wird ein weiteres Verfahren von der AUVA kostenfrei zur Verfügung gestellt. Entwickelt wurde es als Workshop-Verfahren (Gruppeninterview) von Martina Molnar, Maria Prinkel und Herbert Friesenbichler (2012).

Acthung: 

das „Moderationspaket“ der ABS Gruppe besteht aus 

  • einem Fragebogen und 
  • drei Plakaten, die zur Gänze von Arbeitnehmern:Arbeitnehmerinnen aus einer Tätigkeitsgruppe in einem Workshop bearbeitet werden. 

Es ist nicht vorgesehen, dass Teile davon, insbesondere Teil 1 von 4 (= Fragebogen), als „eigenständige Verfahren“ verwendet werden!

Voraussetzungen:

  • an die Moderation: arbeitspsychologische Grundkenntnisse, Kenntnisse über die Evaluierung psychischer Belastung & ASchG (und dazugehörige Verordnungen, Normen), Moderationskompetenz
  • 3–12 Arbeitnehmer:innen aus einer Tätigkeitsgruppe 
  • Ressourcen für einen 3–4-stündigen Workshop

Schritt 1 von 4 des Workshops – 22 Items für jeden:jede Teilnehmer:in

Sämtliche Teilnehmer:innen des Workshops füllen die 22 Items des Fragebogens aus, indem sie für jede Aussage ankreuzen: „ja/eher ja“ bzw. „nein/eher nein“ – dabei soll ein durchschnittlicher Arbeitstag abgebildet werden.

Schritt 2 von 4 des Workshops – 22 Items auf Gruppenebene

Auf diesem Plakat werden mithilfe der Moderation Belastungsschwerpunkte eruiert: Grüne Streifen markieren jene Themenbereiche, die von den Teilnehmern:Teilnehmerinnen für ihre Tätigkeit als Ressourcen identifiziert werden, rote Streifen machen Bereiche sichtbar, in denen Stressoren vorhanden sind und für die eine weitere Bearbeitung nötig ist. 

Schritt 3 von 4 des Workshops – … und konkret?

Werden „Stressoren“ wie beispielsweise unklare Zuständigkeiten, widersprüchliche Anweisungen und fehlende Informationen festgestellt, wird in der Gruppe erarbeitet, welche konkreten Bedingungen dahinterstecken. Im Ablauf des Workshops wird dieser Schritt Zeit und Genauigkeit erfordern, um eine gute Basis für den lösungsorientierten Schritt 4 zu entwickeln.

Schritt 4 von 4 des Workshops – Was hilft?

Mit dem letzten Plakat werden für jeden konkreten „Stressor“ in der Gruppe Maßnahmenvorschläge formuliert, die die Arbeitnehmer:innen selbst, gemeinsam mit ihrer Führungskraft, oder aber andere Personen/Abteilungen umsetzen können.

Erfahrungen: Falsch abgebogen? 

„Innerhalb des ABS-Workshops sind persönliche Probleme thematisiert worden – unter anderem Schlafprobleme – und im Endeffekt haben wir nun als Maßnahme nach der Evaluierung psychischer Belastung einen Vortrag zur Schlafqualität. Ich vermute, wir sind falsch abgebogen?!“  

Diese Schilderung einer Seminar-Teilnehmerin beschreibt tatsächlich eine Themenverfehlung, die mehrere Vorbereitungs- und Durchführungsschritte betrifft: 

  • VOR einem Workshop gilt es, die Teilnehmer:innen so weit zu informieren, dass klar ist, worum es geht und worum nicht. Es geht dabei nicht um persönliche (psychische) Probleme, sondern um Arbeitsbedingungen, die gemeinsam analysiert werden sollen.
  • VOR einem Workshop gilt es auch für die Moderation, sich mit dem Verfahren vertraut zu machen und den gesetzlichen und auch fachlichen Rahmen zu kennen.
  • WÄHREND eines Workshops hat die Moderation die Aufgabe, den roten Faden im Blick zu behalten, auch wenn der Austausch intensiv ist und gegebenenfalls Diskussionen entstehen.
  • WÄHREND eines Workshops sind auch die Teilnehmer:innen verantwortlich, am Thema zu bleiben und gemeinsam an der Identifizierung der konkreten Belastung und im Anschluss an der Ableitung von Maßnahmenvorschlägen zu arbeiten.
  • NACH dem Workshop hat der:die Arbeitgeber:in (im Steuerungsteam mit Arbeitspsychologie, Arbeitsmedizin, Sicherheitsfachkraft, Sicherheitsvertrauensperson, Betriebsrat) die Verantwortung, die Ergebnisse des Workshops im Rahmen der gesetzlich vorgeschriebenen Evaluierung psychischer Belastung zu bearbeiten.

EVALOG – Evaluierung im Dialog  

Das Interviewverfahren EVALOG wurde im Auftrag der AUVA von den beiden Arbeitspsychologen:-psychologinnen Jochen Prümper und Julia Vowinkel entwickelt und steht seit März 2019 österreichischen Betrieben kostenlos für die Evaluierung psychischer Belastung zur Verfügung. 

Im Rahmen einer Kooperation mit österreichischen Kleinstbetrieben sind bei der schrittweisen Entwicklung des Verfahrens praktische Erfahrungen und Rückmeldungen in die finale Version eingeflossen. Durch diese mehrstufige und partizipative Vorgehensweise wurden die Bedürfnisse der Kleinstbetriebe besonders berücksichtigt – das Ergebnis ist nun ein praxisnahes und anwenderfreundliches Verfahren. Praktische Beispiele aus Testbetrieben, wichtige Hinweise und Erfahrungswerte aus der Entwicklungsphase sind zur Unterstützung der Anwender:innen im Wegweiser festgehalten.

Herzstück von EVALOG ist der bereits weiter oben beschriebene Kurz-Fragebogen zur Arbeitsanalyse (KFZA von J. Prümper, K. Hartmannsgruber und M. Frese), der die inhaltliche Grundlage für den Dialog bzw. das Gespräch über Ressourcen und Stressoren im Arbeitsalltag bildet. Die 26 Items beziehungsweise zu bewertenden Aussagen werden mittels Ampelsystem ausgewertet und führen damit gut nachvollziehbar zu Ergebnissen. Anschließend gibt es die Möglichkeit, weitere psychische Belastungsfaktoren einzutragen, die gegebenenfalls zusätzlich im Betrieb bestehen.

EVALOG kann als Leitfaden für einen Dialog zwischen einem:einer Evaluierer:in und einem:einer Arbeitnehmer:in, aber auch für ein Gespräch mit bis zu drei Mitarbeiter:innen eingesetzt werden. 

Der Dialog bzw. das Gespräch kann von dem:der Arbeitgeber:in beziehungsweise auch einer anderen geeigneten Person im Betrieb geleitet werden. Das Evaluierungsheft begleitet durch den gesamten Prozess der Evaluierung – von der Vorbereitung über die eigentliche Ermittlung, Beurteilung, Maßnahmenableitung und -umsetzung bis hin zur Wirksamkeitskontrolle der umgesetzten Maßnahmen. 

Webinare und Seminare der AUVA-Fachgruppe Arbeits- und Organisationspsychologie 

Treffen wir uns online! 

Über 560 Interessierte konnten mit dieser Einladung für arbeits- und organisationspsychologische Themen in Form von Webinaren erreicht werden – und das trotz Pandemie, teils in Zeiten von Lockdowns, teils in Phasen der Ungewissheit, ob langfristig geplante Präsenzseminare stattfinden können.

Einige Beispiele für die webbasierten Veranstaltungen:

Aus der Webinar-Reihe „Digitale Prävention“

  • Arbeitszeitrechner – ein Onlinetool zur Risikobewertung mit Univ.-Doz. Dr. Johannes Gärtner, Ximes
  • AUVA-Altersstrukturcheck mit Mag. Sylvia Ebner, AUVA, Außenstelle St. Pölten*
  • Psychische Belastung online (Veränderte Arbeitsbedingungen durch die Pandemie inkl. KFZAonline) mit Mag. Barbara Huber, AUVA, Hauptstelle**

Webinare im Schulungsjahr 2021/2022

  • EVALOG – Evaluierung psychischer Belastung im Dialog mit Mag. Sylvia Ebner*, Mag. Barbara Huber und Dr. Thomas Strobach (beide**), MMag. Martin Unterkircher (AUVA, Außenstelle Innsbruck)
  • Evaluierung psychischer Belastung kompakt mit Mag. Sylvia Ebner*und Mag. Barbara Huber**
  • Grundlagen der Notfallpsychologie mit Mag. Sylvia Ebner*, Mag. Maria Reiter (AUVA, Landesstelle Graz), Mag. Nicola Senoner (AUVA, Außenstelle Klagenfurt)
  • Stress im Homeoffice mit Mag. Eva Blödorn (AUVA, Landesstelle Wien), Mag. Sylvia Ebner* 
  • Förderung eines wertschätzenden Organisationsklimas mit Cornelia Strecker, BA PhD, Lehrbeauftragte Universität Innsbruck, Institut für Psychologie
  • Neoliberale Überzeugungen am Arbeitsplatz & Partizipation, innovatives Arbeitsverhalten & Sinnerfüllung mit Mag. Dr. Christine Unterrainer, Universität Innsbruck, Institut für Psychologie
  • Emotionsregulation, Detached Concern und Wohlbefinden in der Arbeitswelt mit Mag. Dr. Bettina Lampert, Universität Innsbruck, Institut für Psychologie

Webinare ersetzen keine Präsenzveranstaltungen

Klar ist, dass webbasierte Veranstaltungen für einen kurzen Input gut genützt werden können, um österreichweit Interessierte zu erreichen. Für die Vorstellung aktueller Kampagnen und Präventionsthemen, neuer Evaluierungshefte, Apps, Tools und anderer kostenfreier Angebote der AUVA kamen und kommen Webinare weiterhin zum Einsatz. 

Jedoch ist auch in aktuellen Publikationen immer wieder zu lesen, dass eine 1 : 1-Kopie des Präsenzseminars ins Onlineformat aus vielfältigen Gründen nicht funktioniert. 

Wahrscheinlich haben auch die meisten von uns bereits selbst erfahren, dass ein Tages-Webinar im Vergleich zu einem Tagesseminar ungleich ermüdender und weniger effektiv ist. Auch abgesehen davon gibt es noch einige weitere problematische Aspekte in Zusammenhang mit webbasierten Veranstaltungen.

Nicht zielführend ist das Onlineformat für Veranstaltungen abseits der reinen Informationsweitergabe dort, wo es beispielsweise um die Kompetenzentwicklung, um Methodentraining der Teilnehmer:innen oder um ein Kennenlernen, den Aufbau und Erhalt einer guten Zusammenarbeit – um Networking – geht. 

Nicht alle Aspekte des Erlebens und Verhaltens lassen sich mit derselben Qualität, die Präsenzveranstaltungen bieten, in Onlineformate packen. 

Ausblick auf die Fachbeiträge dieses Sonderhefts

Sucht in Zeiten der Coronapandemie

Welche Bilder haben Sie im Kopf, wenn Sie an Suchtprävention denken? Wahrscheinlich nicht im ersten Moment: Gleitzeit und hybride Arbeitsformen. Von welchen Erfahrungswerten aus den letzten zwei Jahren Pandemie kann mit Fokus auf besonders vulnerable Gruppen berichtet werden? 

Diese und weitere Aspekte thematisieren Mag. Felix Böll und Mag. Dr. Birgit Köchl vom Verein p.a.s.s. in ihrem Beitrag: Betriebliche Suchtprävention (auch) verhältnisorientiert gedacht.

Führungskräfte – Betroffene und Gestaltende psychischer Belastung am Arbeitsplatz

Kennen Sie die aktuellen TOP 5 im Themenbereich der psychischen Belastung? Worauf ist auch nach fast 10 Jahren der Klarstellung hinsichtlich der „psychischen Gesundheit“ und der „psychischen Belastung“ im ASchG zu achten, wenn es um gute Arbeitsbedingungen geht?

Mag. Maria Reiter benennt als Arbeitspsychologin der AUVA-Landesstelle Graz Einflussmöglichkeiten und Handlungsfelder für Führungskräfte, die den Erhalt und die Förderung psychischer Gesundheit von Mitarbeitern:Mitarbeiterinnen unterstützen.

Komm gut an!

Aus welchem Grund waren Sie das letzte Mal von Unaufmerksamkeit und Ablenkung im Straßen- oder Werksverkehr betroffen? Wie kann für kritische Situationen sensibilisiert werden, ohne lediglich „den Zeigefinger zu erheben“? Wie sieht eine technisch unterstützte „Perspektivenübernahme“ zur Unfallursachenanalyse aus? 

Mag. Dr. Sylvia Peißl, Arbeitspsychologin der AUVA-Landesstelle Graz, beschäftigt sich mit Eyetracking und schildert ihre Erfahrungen aus der Präventionsarbeit in österreichischen Betrieben. Komm gut an – das wünscht der aktuelle AUVA-Präventionsschwerpunkt!

AUVAfit: Maßnahmen der Arbeitsgestaltung zum Abbau arbeitsbedingter psychischer Belastungen

Zehn Jahre nach dem österreichweiten Start des Präventionsprogramms AUVAfit gibt die Projektleiterin und Arbeits- und Organisationspsychologin der AUVA-Hauptstelle,Mag. Sylvia Rothmeier-Kubinecz in ihrem Beitrag einen Überblick über die Themen, die bisher für teilnehmende Betriebe in Hinblick auf arbeitsbedingte psychische Belastung relevant waren. Darüber hinaus wird die Methode „Gestaltungsworkshop-Reihe“ (GWS) vorgestellt, mit der jene Aspekte bearbeitet werden, die gemäß der Analyseergebnisse Veränderungsbedarf aufgezeigt haben, weiters ausgewählte Inhalte aus der Interventionsform.

Psychosoziale Erste Hilfe – Unterstützung von Betroffenen im Unternehmen

Die Arbeits- und Organisationspsychologinnen Mag. Sylvia Ebner (AUVA-Landesstelle Wien) und Mag. Irene Lanner (AUVA-Landesstelle Salzburg) gehen in ihrem Artikel der Frage nach, wie man Mitarbeiter:innen unterstützen kann, die mit einem kritischen Ereignis wie z. B. einem schweren Arbeitsunfall oder Gewalt in der Arbeit konfrontiert sind. Die Autorinnen unterscheiden hier verschiedene Ebenen der Intervention und stellen das notfallpsychologische Beratungsangebot der AUVA und die Intervention „Entlastungsgespräch“ vor. 

Das Büro in den eigenen vier Wänden: Psychische Belastung im Homeoffice

Prof. Dr. Bettina Kubicek beleuchtet in ihrem Beitrag Vor- und Nachteile des „Büros in den eigenen vier Wänden“, das im Zuge der COVID-Pandemie für viele Arbeitnehmer:innen Alltagsrealität wurde. Die Autorin ist Professorin für Arbeits- und Organisationspsychologie an der Universität Graz und zeigt auf Grundlage aktueller arbeitswissenschaftlicher Erkenntnisse entlang der vier Bereiche Aufgabenanforderungen, soziale Beziehungen, Arbeitsumgebung und Arbeitsorganisation spezifische Gefährdungen durch die Arbeit im Homeoffice und damit Ansatzmöglichkeiten für Präventionsmaßnahmen auf. 

(Un)sichtbare Gewalt

Mag. Sabine Lehr, BSc und Mag. Julia Steurer vom Bundesministerium für Arbeit beschreiben in ihrem Artikel die unterschiedlichen Erscheinungsformen von Gewalt in der Arbeit. Die Autorinnen gehen darüber hinaus Ursachen nach und zeigen differenziert Präventionsmaßnahmen auf. So stellen ungünstige Arbeitsbedingungen wie zum Beispiel hoher Leistungsdruck, lange Dienstzeiten und Personalmangel ein wichtiges Handlungsfeld zur Gewaltprävention dar. Eine Analyse des Gewalt-Gefahrenpotenzials ist hilfreich, um geeignete präventive Schutzmaßnahmen zu definieren.

Muskel-Skelett-Erkrankungen und Psyche

Die AUVA setzt 2021–2022 einen Schwerpunkt zur Prävention arbeitsbedingter Muskel-Skelett-Erkrankungen (MSE). Organisatorische und psychosoziale Belastungen können ebenso wie körperlich belastende Arbeitsbedingungen für Fehlbeanspruchung und in weiterer Folge für Spannungsschmerzen im Körper verantwortlich sein. Mag. Rosemarie Pexa interviewt dazu die Arbeitspsychologin der AUVA-Landesstelle Salzburg, Mag. Irene Lanner. Dr. Isabel Kaufmann, Arbeitsmedizinerin in der AUVA-Hauptstelle, beleuchtet das Thema „Schmerz und Psyche“ aus der Sicht der Ärztin. 

Wir wünschen eine informative Lektüre und viel Freude beim Lesen!

LITERATUR

  • Molnar, M., Prinkel, M. & Friesenbichler, H. (2013). Evaluierung psychischer Belastungen. Die Arbeits-Bewertungs-Skala – ABS Gruppe. AUVA: Wien.
  • ÖNORM EN ISO 10075-1: 2018-01. Ergonomische Grundlagen bezüglich psychischer Arbeitsbelastung – Teil 1: Allgemeine Aspekte und Konzepte und Begriffe. Österreichisches Normungsinstitut: Wien.
  • Prümper, J., Hartmannsgruber, K. & Frese, M. (1995). KFZA – Kurzfragebogen zur Arbeitsanalyse. Zeitschrift für Arbeits- und Organisationspsychologie.
  • Prümper, J. & Vowinkel, J. (2019). EVALOG – Evaluierung psychischer Belastung im Dialog nach dem österreichischen ArbeitnehmerInnenschutzgesetz (ASchG) für Kleinstbetriebe. AUVA: Wien.
  • Ulich, E. (2011). Arbeitspsychologie. Vdf Hochschulverlag: Zürich.

Wie kann die AUVA im Themenbereich „Psychische Belastung“ unterstützen? 

  • Webinar „Evaluierung psychischer Belastung kompakt“ am 24. 11. 2022, 21. 3. 2023
  • 2-tägiges Seminar: Einschulung in die „ABS Gruppe“ am 7.–8. 3. 2023
  • Webinar „EVALOG“ am 14. 4. 2023
  • www.eval.at/evaluierung-psychischer-belastung inkl. Download- und Bestellmöglichkeit der Evaluierungshefte E14 (ABS Gruppe) und E24 (EVALOG)
  • kostenfreie Beratungen durch die Arbeitspsychologen:-psychologinnen der zuständigen AUVA-Landesstelle & -Hauptstelle

In Arbeit: Schulungsjahr 2022/2023 

Neben den beschriebenen Veranstaltungen bietet die Fachgruppe Arbeits- und Organisationspsychologie der AUVA im Schulungsjahr 2022/2023 außerdem an:

Webbasiert

  • EinBlick: Betriebliche Suchtprävention am 13.–14. 10. 2022, 16.–17. 2. 2023
  • Gendergerechter Arbeitsplatz am 17. 11. 2022, 4. 5. 2023
  • Notfallpsychologie im Betrieb am 26. 1. 2023
  • Sicherheit als Führungsaufgabe am 24. 2. 2023
  • Stress im Homeoffice am 18. 4. 2023

Präsenzveranstaltung

  • Psychosoziale Erste Hilfe am 29. 11. 2022, 2. 3. 2023

Aktuelle Informationen unter www.auva.at/sicherheitsschulung

Zusammenfassung

Die Autoren:Autorinnen geben einen Überblick zum Thema psychische Belastung und zu Methoden der Arbeitsplatzevaluierung sowie eine Vorschau der einzelnen Fachbeiträge dieser Ausgabe.


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