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Forstwirtschaft

Forstwirtschaft wird digital

Moderne Forstbetriebe verwenden digitale Technologien, die auch zur Erhöhung der Arbeitssicherheit beitragen können. Im Vorarlberger Good-Practice-Betrieb von Werner Niederacher kommen Drohnen und das Navigationssatellitensystem zur Positionsbestimmung (GPS) zum Einsatz. Die Fernwartung der Forstmaschinen erfolgt über das Internet.

eine große Forstmaschine steht an einem steilen Hang und hebt eine große Menge an Holt
© Niederacher

Forstarbeiter:innen, die mit der Motorsäge in den Wald gehen – dieses Bild gehört für Werner Niederacher der Vergangenheit an. „Den Computer hochfahren ist das Erste, das ich in der Früh mache“, so der stellvertretende Vorsitzende der Berufsgruppe gewerblicher Forstunternehmen der Wirtschaftskammer Vorarlberg, selbst Inhaber eines mit den Gütesiegeln PEFC und FSC als nachhaltig ausgezeichneten Forstbetriebs. Digitale Technologien seien in seiner Branche mittlerweile unverzichtbar.

Das hat mehrere Gründe. Neben einer Steigerung der Produktivität und dem auch ökologisch wichtigen raschen Erkennen von Schädlingsbefall spielt vor allem die Erhöhung der Arbeitssicherheit eine Rolle. Um die Technologien effizient und sicher einsetzen zu können, benötige man allerdings die entsprechenden Kenntnisse, betont DI Dr. Johannes Sturn, interimistischer Leiter der AUVA-Außenstelle Dornbirn.

Porträt
Werner Niederacher © Niederacher

Fernwartung

Ein Beispiel dafür ist die Fernwartung von Forstmaschinen wie des zur Holzernte verwendeten Harvesters, des Forwarders, mit dem das Holz zum Holzlagerplatz gebracht wird, oder der Holzseilbahn, die in Steilhängen zum Einsatz kommt. „Der:die Techniker:in steigt über das Internet ins System ein, spielt ein neues Programm auf oder behebt einen Fehler. Die Bewilligung für den Zugriff erteilt der:die Bediener:in. Wenn das Fenster für die Fernwartung geöffnet ist, kann die Maschine nicht bewegt werden. Die Handbremse muss angezogen sein und man muss bestätigen, dass die Maschine abrollsicher steht“, beschreibt Niederacher den Vorgang bei einem Harvester.

Bei Niederacher bedienen ausgebildete Forst­tech­niker:innen die Forstmaschinen und geben auch den Zugriff für die Fernwartung frei. Unterweisungen und Schulungen, sowohl durch den Hersteller als auch seitens des Unternehmens, finden regelmäßig statt. Voraussetzung für die Fernwartung ist eine Internetverbindung, die vom Empfang im jeweiligen Gebiet abhängt. Laut Niederacher schneidet Österreich diesbezüglich im internationalen Vergleich gut ab, was er auf das Bestreben zurückführt, in Tourismus- und vor allem in Schigebieten eine Internetversorgung zu gewährleisten. Sturn weist darauf hin, dass Netzabdeckung auch erforderlich ist, um bei einem Unfall die Rettungskette in Gang setzen zu können. Forstunternehmen, die öfter in Gegenden mit fehlendem oder schlechtem Mobilfunkempfang tätig sind, empfiehlt er die Anschaffung eines Satellitentelefons.

zwei Männer stehen vor einem Stapel Holz und großen Forstmaschinen
Bei Niederacher bedienen ausgebildete Forst­techniker:innen die Forstmaschinen und geben auch den Zugriff für die Fernwartung frei © Niederacher

Nutzung von GPS

Auch das Navigationssatellitensystem zur Positionsbestimmung funktioniert unabhängig vom Mobilfunkempfang. In seinem Unternehmen seien alle Harvester mit einem GPS-Modul ausgestattet, so Niederacher, die modernen Geräte würden auch in gebirgigem Gelände genaue Daten liefern. Ein Vorteil besteht in der gemeinsamen Nutzung und Bearbeitung von Karten. So kann etwa der:die Förster:in auf der Karte eintragen, wo sich Flächen mit Schadholz befinden, und der:die Fahrer:in des Harvesters diese anhand der GPS-Koordinaten ansteuern. Die Plätze, an denen das Holz abgelagert werden soll, um später per Lkw abtransportiert zu werden, lassen sich ebenfalls auf der Karte markieren.

Exakte GPS-Koordinaten tragen auch dazu bei, dass die Rettungskräfte nach einem Unfall schneller bei dem:der Verletzten eintreffen. Bei Niederacher stehen die Forstmaschinen mit dem Unternehmen über das Internet in Verbindung. Dadurch kann z. B. ein Harvester, dessen Fahrer:in auf Kontaktversuche nicht reagiert, geortet und ein Notruf abgesetzt werden. Sturn rät, vor jedem Arbeitseinsatz einen Notfallplan zu erstellen und speziell bei unwegsamem Gelände abzuklären, ob es im Nahbereich einen Hubschrauberlandeplatz gibt.

Einsatz von Drohnen

Das ist durch den Einsatz von Drohnen leichter möglich. „Wir haben unsere Drohne zu Beginn nur zur Fotodokumentation genutzt. Jetzt wird der Wald auch mit der Drohne überflogen, damit wir sehen, wo Schadholz ist und wo Fluchtwege sein sollen, und schneiden diese zuerst frei“, erklärt Niederacher. Damit wird ein wesentlicher Beitrag zur Erhöhung der Arbeitssicherheit geleistet. Auf Drohnenaufnahmen sieht man auch, ob ein Weg von Mountainbikern:-bikerinnen genutzt wird. Darauf ist insbesondere zu achten, wenn eine Forstmaschine mit einem Drahtseil am Hang gesichert werden muss. Würde ein:e Biker:in gegen das Seil fahren, könnte das schwere Verletzungen zur Folge haben. Damit sorgen Drohnen sogar für die Sicherheit von Personen, welche die Warntafeln „Befristetes forstliches Sperrgebiet“ missachten oder übersehen.

Zusammenfassung

Digitale Technologien verbessern die Arbeitssicherheit in der Forstwirtschaft: Durch Fernwartung lassen sich Fehlfunktionen rasch beheben, auf Drohnenaufnahmen erkennt man geeignete Plätze für Rettungsgassen und Hubschrauberlandeplätze, dank GPS-Koordinaten können Verunfallte schneller gefunden werden.


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