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Komm gut an!

Ladungssicherung auf Betriebs­ebene

Jeden Tag sorgen verlorene Gegenstände auf Österreichs Straßen, aber auch beim inner­betrieblichen Transport, für höchste Gefahr. Ziel der Prävention ist der Schutz aller vom Transport betroffenen Personen. Ein weiterer Nutzen der Ladungssicherung ist die Vermeidung wirtschaftlicher Schäden an Transportmitteln, Ladegütern und der Umwelt.

Transport von großen Gütern auf einem Sattelschlepper
© Adobe Stock / AdKrieger

Ein weit verbreiteter Irrtum: „Für die Ladungssicherung ist alleine der:die Lenker:in verantwortlich.“ Um dieser Mär entgegenzuwirken, wird auf die vom Gesetzgeber in kraftfahrrechtlichen Bestimmungen grundsätzlich geregelte Verantwortung hingewiesen. Laut Kraftfahrgesetz sind für eine ordnungsgemäße Ladungssicherung der:die Anordnungsbefugte (§ 101 Abs. 1), der:die Lenker:in (§ 102) und der:die Zulassungsbesitzer:in (§ 103) verantwortlich. Die Praxis zeigt jedoch, dass eine Vielzahl an Personen teilweise nicht wissentlich über die Situation bei der Verladung entscheiden.

Nicht nur vom moralischen Standpunkt aus sind alle Beteiligten verpflichtet, für einen unfallfreien Transport zu sorgen. Sollten aufgrund von mangelnder Ladungssicherung Sach- oder sogar Personenschäden die Folge sein, so kann dies auch zivil- und strafrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen. Unfälle, die über die Medien der allgemeinen Öffentlichkeit bekannt werden, können sich negativ auf das Image eines Unternehmens auswirken. Verwaltungsstrafen sind ebenso bedeutend, da Einträge im Führerscheinregister (für Lenker:innen) und dem Verkehrsunternehmensregister (für Unternehmen) Auswirkungen auf die Existenz eines Unternehmens haben können.

Zumeist wird das Thema der ordnungsgemäßen Ladungssicherung lediglich auf den Transport, teilweise noch auf die Be- und Entladung beschränkt betrachtet. Je nachdem, welches Produkt zu transportieren ist, haben unterschiedliche Personen direkten beziehungsweise indirekten Einfluss auf die Ladungssicherung. Abhängig von der Art der Branche (wie z. B. Produktion, Lagerei, Zuliefer-Industrie, Baubranche …) und der Firmenstruktur sind im Zuge der Evaluierung all diese Personen, Arbeitsprozesse und Einflussfaktoren zu ermitteln.

Porträt
Dominik Scholz © Irene Kästner
Porträt
Peter Schwaighofer © R. Reichhart

So sind bereits entsprechende Grundlagen für einen sicheren Transport bei der Entwicklung, der Konstruktion und beim Design zu schaffen. Einen wesentlichen Aspekt in diesem Prozess stellt die geeignete Verpackung dar. 

Ladungssicherung in der Produktentwicklung

Egal, ob es sich um kleine Ware (z. B. Lebensmittel) handelt, die in Umverpackungen transportiert werden, um schwere Ladegüter (z. B. Baumaschinen), die mit Anschlagpunkten versehen werden müssen, oder um große Güter (z. B. Produktionslinien), die vor dem Transport in Einzelkomponenten zu zerlegen sind: Die Einbeziehung des Themas Ladungssicherung ist bereits in der Entwicklungsphase unabdingbar. Produkte, die aufgrund ihres Aufbaus und Designs nicht niederzurrbar sind, müssen in der Konstruktionsphase für alternative Sicherungsmethoden konzipiert werden. Dazu zählen unter anderem Anschlagpunkte am Ladegut, die klar für den:die Verlader:in und Lenker:in ersichtlich sind oder auch Verpackungen (z. B. Gestelle). Zusätzlich sind in der Entwicklungsphase auch Sicherungsmöglichkeiten für den Entladeprozess, wie beispielsweise eine Verkranung auf Baustellen, zu berücksichtigen.

Passendes Verpackungsmaterial

Nicht jede Verpackung ist für einen sicheren Transport geeignet. Witterungseinflüsse, wie beispielsweise Feuchtigkeit, mechanische Beanspruchungen, chemische und thermische Einwirkungen, oder auch die falsche Anwendung des Verpackungsmaterials können Schäden an der Ware verursachen. Deshalb ist es umso notwendiger, die geeignete Verpackungsmethode und das dazu passende Material auszuwählen. Dabei ist ein Austausch zwischen dem Einkauf, der Verpackungsabteilung und dem Verkauf wesentlich, da dies nicht nur einen Einfluss auf die Preisgestaltung, sondern auch auf die Bildung von Ladeeinheiten hat. Beispielsweise kann eine zu gering dimensionierte Wicklungsfolie Auswirkungen auf die Stabilität der Ladeeinheit haben. Zusätzlich sind für die Verpackungsabteilung Folieneigenschaften und Wicklungsmuster zu berücksichtigen. Eine maschinelle, idealerweise automatisierte Wickelung gewährleistet eine kontinuierliche Qualität der Ladeeinheit. Vielfach wird auf Betriebsebene auf das Potenzial des ständig wachsenden Portfolios der Verpackungsindustrie zu wenig Augenmerk gelegt. 

Ein Arbeiter und eine Arbeiterin packen einen Stapel Kartons mit Plastikfolie ein
Es muss immer die geeignete Verpackungsmethode und das dazu passende Material ausgewählt werden. Die falsche Anwendung von Verpackungsmaterial kann nämlich Schäden an der Ware verursachen. © Adobe Stock / SpaceOak

Im Zuge der Verpackung von Ladegütern zeigt die Realität, dass häufig die einzelnen Ladegüter ordnungsgemäß verpackt sind, ein Verbund zwischen Ladung und Ladungsträger (z. B. Palette) jedoch mangelhaft oder gar nicht vorhanden ist. Die Manipulation der Ladeeinheiten mittels selbstfahrender Arbeitsmittel ist bei der Bildung der Ladeeinheiten zu berücksichtigen, da sonst der Verbund zwischen Ladung und Ladungsträger gelöst werden könnte. Gerade bei Be- und Entladungsprozessen besteht hierbei durch die Staplergabel erhöhte Gefahr. Die Stabilität einer Ladeeinheit kann firmenintern im Vorfeld mittels Kippversuch geprüft und dokumentiert werden. Beim Kippversuch werden durch das einseitige Anheben der Ladeeinheit durch einen Stapler die auftretenden Kräfte im normalen Fahrbetrieb simuliert. Anhand der beim Versuch ermittelten Winkel, bei denen die Ladeeinheit beginnt, instabil zu werden, können in entsprechenden Tabellen die Beschleunigungskräfte ausgelesen werden. Dabei gilt es bei Fahrzeugen mit einem höchstzulässigen Gesamtgewicht über 3,5 t folgende Grenzwerte zu berücksichtigen:

  • in Fahrtrichtung 0,8 G
    (80 % des Ladungsgewichtes)
  • entgegen der Fahrtrichtung
    und zur Seite 0,5 G
    (50 % des Ladungsgewichtes)

Als Überprüfung der Stabilität der Ladeeinheit kann die Norm EUMOS-40509 herangezogen werden. Ladegestelle und Holzkonstruktionen dienen ebenso zur Herstellung von Ladeeinheiten und haben sich vor allem bei hochpreisigen Produkten wie Aggregaten bewährt, auch weil sie wiederholt zum Einsatz kommen können.

Eine Person prüft das Ladegut auf einem Sattelschlepper
© Adobe Stock / zaschnaus

Ladungssicherung beschränkt sich nicht rein auf das Anlegen von Gurten und Antirutschmatten. Bereits bei der Konstruktion eines Produktes können wichtige Schritte für eine ordnungsgemäße Ladungssicherung gesetzt werden.

Dominik Scholz

Sicherer Umgang mit Ladegut

Wesentliche Informationen für den Transport und die Manipulation sind auf der Verpackung klar ersichtlich zu machen, um den richtigen Umgang mit dem Ladegut sicherstellen zu können. Zur Kennzeichnung zählen zudem die Gewichtsangabe, Sicherungsmöglichkeiten der Ladeeinheit, der Schwerpunkt, Stapelverbote und Kennzeichnungsverpflichtungen gemäß Gefahrguttransporten nach ADR (= Übereinkommen über die internationale Beförderung gefährlicher Güter auf der Straße).

Ist nun ein Produkt richtig verpackt, geht es primär um die Informationsweitergabe an die Logistik. Erst durch vollständige Auflistung aller ladungssicherungsrelevanten Daten kann das geeignete Transportunternehmen gesucht werden. Schließlich benötigt eine Spedition unter anderem Informationen zu Gewicht, Größe, Sicherungsmöglichkeiten und Vorgaben seitens des Herstellers. Die in der Realität immer noch vorkommende Beauftragung ausschließlich über Lademeter ist nicht mehr zeitgemäß und verhindert teilweise eine sichere Verladung. Anhand dieser Angaben kann das passende Transportmittel vom Frachtunternehmen konfiguriert werden. Im Alltag ist jedoch zu bemerken, dass Ladegut und Fahrzeug gelegentlich nicht aufeinander abgestimmt sind. Dies passiert oftmals als Folge der Beauftragung eines Subunternehmens und dem daraus folgenden mangelhaften Informationsfluss. Eine falsche Fahrzeugwahl erschwert oder verhindert eine ordnungsgemäße Ladungssicherung. Transportpapiere wie der CMR-Frachtbrief (CMR = Convention relative au contrat de transport international de marchandises par route) und Incoterms® (International Commercial Terms) bieten die Möglichkeit, spezielle Verpflichtungen im Transportprozess festzuhalten. Das Unternehmensgesetzbuch hält fest, dass die CMR auch im nationalen Transport anzuwenden ist. Die Incoterms® sind im internationalen Handel von großer Bedeutung. Sie regeln unter anderem die Rechte und Pflichten von Käufer:in und Verkäufer:in in Bezug auf Be- und Entladung, Transportdokumente und Verpackung.

Dokumentation von Ladungs­sicherungsmaßnahmen 

Im Zuge des Beladevorgangs liegt eine große Verantwortung bei dem:der Verladenden, beispielsweise dem:der Stapler-Fahrer:in. Basis für eine erfolgreiche Sicherung am Transportmittel bildet die Kommunikation zwischen Belader:in und Lenker:in, vorausgesetzt, dass im Vorfeld alle bereits erwähnten Aufgaben gewissenhaft erfüllt wurden. Bevor mit dem Beladungsprozess begonnen werden kann, muss das Fahrzeug auf augenscheinliche Mängel kontrolliert werden und festgestellt werden, ob die geforderten Ladungssicherungshilfsmittel in ausreichender Anzahl und ordnungsge­mäßem Zustand vorhanden sind. Sollte dies nicht der Fall sein, so können durch den:die Verlader:in passende Zurrmittel oder auch Antirutschmatten und dergleichen zur Verfügung gestellt werden. Der:die Belader:in sollte noch im Vorfeld anhand von Beschilderungen (Zertifikate) am Aufbau alle relevanten Informationen zu Aufbaufestigkeit und Nutzlast abgleichen, wobei auch der Lastverteilungsplan zu berücksichtigen ist. 

Schriftliche Anweisungen können bei der Standardisierung von Verladeprozessen unterstützend wirken. Damit die durchgeführten Ladungssicherungsmaßnahmen später nachvollzogen werden können, ist eine Dokumentation empfehlenswert (z. B. Ladungssicherungsprotokoll, Foto­dokumentation, Verwiegung usw.). Die ordnungsgemäße Dokumentation kann durch die Erstellung eines Ladungssicherungsprotokolls (beispielsweise nach EN 12195-01, Anhang C) erfolgen. Dieses Protokoll kann im Schadensfall bei der Frage nach der Verantwortung hilfreich sein.

Die Kommunikation zwischen den am Transportprozess beteiligten Personen ist die Basis für eine sichere Transportabwicklung. Zusätzlich sind notwendige Kompetenzen der einzelnen mitwirkenden Personen klar zu definieren und im Rahmen von Unterweisungen und Schulungen zu vermitteln. Bei Bedarf sind im Rahmen der Koordination arbeitnehmerschutzrelevante Informationen auszutauschen (z. B. Verhalten bei Be- und Entladeprozessen, notwendige persönliche Schutzausrüstung …) und die Zuständigkeiten im Verladeprozess eindeutig festzulegen (z. B. Durchführung der Ladungssicherung). 

Letztendlich können durch ein Ladungssicherungskonzept alle notwendigen Schritte für eine reibungslose und erfolgreiche Transportkette gewährleistet werden. Dieses Konzept beinhaltet unter anderem die Identifikation aller Beteiligten, die Festlegung der Verantwortungskette, Dokumentation der Kompetenzgrenzen, Umgang mit Mängeln (Meldewesen), Zurverfügungstellung der Verladeanweisungen, Implementierung des Ladungssicherungsprotokolls samt Fotodokumentation und Kontrollsystem.

Zusammenfassung

Ladungssicherung ist nicht nur auf das Anbringen von Gurten beschränkt. Es erfordert ein umfangreiches Konzept, Fachwissen und Koordination. Bereits bei der Konstruktion eines Produktes muss die Transportfähigkeit berücksichtigt werden. Das Bilden von Ladeeinheiten ermöglicht erst eine ordnungsgemäße Sicherung am Fahrzeug. Die Kommunikation zwischen allen Beteiligten ist die Basis für eine lückenlose und erfolgreiche Transportkette.


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