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Hepatitis C – ein Risiko in Gesundheitsberufen

Hepatitis-C Symbolbild
Fotolia/ Kateryna_Kon

Seit zwei Jahren kann man Hepatitis C heilen. Mindestens so lange beförderte ein neues Mittel die Diskussion darüber, wie viel ein Medikament überhaupt kosten dürfe. Der Hersteller nannte seine „1.000-Dollar-Pille“ ein Schnäppchen, die Krankenkassen sahen das ein wenig anders. Wie aber hat sich ein Sozialversicherungsträger zu verhalten, der „die durch den Arbeitsunfall oder die Berufskrankheit hervorgerufene Gesundheitsstörung oder Behinderung mit allen geeigneten Mitteln beseitigen oder zumindest bessern und eine Verschlimmerung von Verletzungs- oder Erkrankungsfolgen [zu] verhüten“ hat?

Das meldepflichtige Hepatitis-C-Virus (HCV) wurde im Jahre 1989 erstmals identifiziert; davor war es als Non-A-non-B-Hepatitis bekannt gewesen. Sechs verschiedene Typen mit insgesamt über 100 Subgruppen existieren. Es gibt keine Impfung, Mehrfachinfektionen mit verschiedenen Typen sind möglich, und eine durchlebte Erkrankung bietet keine Immunisierung. Seit 1996 kann die AUVA Hepatitis-C-Fälle gesondert auswerten.

Man geht davon aus, dass weltweit zwischen 170 und 200 Millionen Menschen betroffen sind. In Österreich wird die Zahl der Infizierten auf rund 80.000, die Zahl der chronisch Erkrankten auf 30.000 geschätzt. Nennenswert sind auch die Zahlen aus Ägypten, wo durch verunreinigte Impfnadeln rund 20 Prozent der Bevölkerung mit HCV infiziert wurden. Das Virus greift die Leberzellen an, schädigt sie und ruft eine Entzündung hervor. Infolge des Absterbens und der Neubildung von Leberzellen kann es durch die langsame Narbenbildung zu Einschränkungen der Stoffwechselfunktion der Leber kommen. In der akuten Phase des Krankheitsverlaufs – in den ersten sechs Monaten – treten keine bis schwache, meist grippeähnliche Symptome auf. Außerdem kann es zu einem Druck- oder Spannungsgefühl im rechten Oberbauch (Leber), in wenigen Fällen zu einer Dunkelfärbung des Urins oder zu einer Gelbsucht kommen. Aufgrund dessen wird Hepatitis C oft nicht als solche erkannt.

Nach sechs Monaten wird die Krankheit als chronisch eingestuft. 70 Prozent der Erkrankten erreichen dieses Stadium, die Folgeschäden treten erst sehr spät auf. Durch die Vernarbung wird das Lebergewebe gestört, es kommt zu einer Leberfibrose. Unbehandelt tritt nach 20 Jahren bei 20 bis 25 Prozent der Betroffenen eine Leberzirrhose auf – verbunden mit einem erhöhten Risiko, an einem Leberzellkarzinom zu erkranken. Eine Übertragung erfolgt meist über direkten Kontakt mit infiziertem Blut, das durch Wunden oder offene Schleimhäute in den Körper gelangt. Praktisch in allen von der AUVA neu anerkannten Fällen der vergangenen Jahre waren die Betroffenen in Gesundheitsberufen tätig. Vor der Entdeckung des HCV wurden unwissentlich infizierte Blut- und Plasmaspenden verabreicht – dies führte in der Vergangenheit zu zahlreichen Anerkennungen dieser Berufskrankheit, da man die Betroffenen als Lebensretter unter Versicherungsschutz sehen musste.

Im Rentenstand der AUVA befanden sich Ende 2013 über 500 an Hepatitis C Erkrankte. Seit 2010 kamen pro Jahr zwischen sieben und 20 Fälle hinzu. Die durchschnittliche Monatsrente pro Versehrtem betrug 1.182 Euro, der entsprechende Jahresaufwand belief sich auf ca. 4,3 Millionen Euro. Ohne zu berücksichtigen, dass sich die jeweilige Minderung der Erwerbsfähigkeit ja noch verschlechtern wird, aber mit einer Kürzung der voraussichtlichen Lebenserwartung um 15 Jahre in der Berechnung, ergibt das fast 33 Millionen Euro an Rentenaufwand für diese Versicherten. Umgelegt auf die Personen kann man eine durchschnittliche Rentenleistung von 65.000 Euro erwarten, bei den naturgemäß jüngeren Rentenneuzugängen erhöht sich dieser Wert auf knapp über 100.000 Euro.  Nun ist Hepatitis C zwar mit den neuen Therapien heilbar, eine fortgeschrittene Schädigung der Leber bleibt allerdings unumkehrbar. Je früher demnach die Behandlung einsetzt, desto sinn- und wirkungsvoller wird sie sein. Von den bis zur Jahresmitte 2016 von der AUVA bewilligten 76 Behandlungen wurden 74 angetreten – 72 waren erfolgreich. Die durchschnittliche Minderung der Erwerbsfähigkeit sank zwischen 2014 und 2016 von 34 Prozent auf 29 Prozent (Stand Oktober 2016) und wird sich noch weiter verringern. Die erwartete Rentenleistung kann jetzt schon um eine Million Euro nach unten korrigiert werden – und sollte auch in der Folge sinken.

Quellen:

  • www.netdoktor.at/krankheit/hepatitis-c-7374
  • www.gesundheit.gv.at/Portal.Node/ghp/public/content/hepatitis-c.html
  • de.wikipedia.org/wiki/Hepatitis_C
  • diepresse.com/home/leben/gesundheit/4993557/Der-Sieg-uber-Hepatitis-C
  • sciencev2.orf.at/stories/1742535/
  • www.salzburg.com/nachrichten/gesundheit/sn/artikel/hepatitis-c-laesst-sich-mit-neuen-medikamenten-heilen-206596/

Zusammenfassung

Rund 4,3 Millionen Euro wendet die AUVA für Rentenleistungen für an Hepatitis C erkrankte Personen auf. Derzeit beziehen 476 Menschen eine Versehrtenrente aufgrund dieser Berufskrankheit. Je früher die neuen Therapien gegen das Virus zur Anwendung gelangen, umso größer sind die Chancen auf eine wirkungsvolle Behandlung ohne Folgeschädigungen.


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