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Komm gut an

Verkehrssicherheit geht uns alle an

Sichere Mobilität betrifft beinahe jeden Menschen: Sobald wir das Haus verlassen, nehmen wir automatisch am Verkehrsgeschehen teil. Unfälle im Verkehr gefährden Menschenleben wie sonst keine andere Quelle in der Arbeitswelt. Mehr als 40 % aller tödlichen Arbeitsunfälle 2021 waren Verkehrsunfälle. Die AUVA widmet dem Thema Verkehrssicherheit deshalb ihren aktuellen Präventionsschwerpunkt „Komm gut an!“.

eine Illustration einer Straßensituation mit vielen Menschen, Fahrradfahrern, Scooter-Fahrer, Autos, Stapler etc.
© Adobe Stock

Verkehrsunfälle sind zumeist Unfälle mit schwerstem Ausgang und somit verbunden mit dem größten menschlichen Leid. In den letzten 10 Jahren wurden durchschnittlich etwa 9.000 Erwerbstätige pro Jahr bei Verkehrsunfällen auf dienstlichen Wegen und Wegen zur und von der Arbeit verletzt. Für Betriebe sind Unfälle oft mit einem hohen Sachkostenaufwand, aber auch mit erhöhten Kosten aufgrund langer Ausfallzeiten verbunden. Im völligen Gegensatz zu der Brisanz des Themas ist die Verkehrssicherheit in vielen Betrieben nur ein Randthema der Arbeitsplatzevaluierung – und das, obwohl sie ausnahmslos jeden Betrieb betrifft. Selbst in Betrieben, die nicht den klassischen verkehrslastigen Branchen wie Transport, Spedition oder Lager angehören, sind alle Mitarbeiter:innen in irgendeiner Weise mobil, und wenn es nur der Weg zur Arbeit und zurück ist. 

Aus diesem Grund beschäftigt sich die AUVA seit Jahren mit den unterschiedlichsten Aspekten der Verkehrssicherheit im Kontext von Arbeit und Bildung. Von 2022 bis 2024 wird diesem wichtigen Bereich der Unfallprävention ein eigener Schwerpunkt unter dem Motto „Komm gut an!“ gewidmet. Ziel ist es, das Bewusstsein für das Thema Verkehrssicherheit in Betrieben und Bildungseinrichtungen zu stärken und Möglichkeiten aufzuzeigen, diese zu erhöhen. Mit vielfältigen Angebote soll notwendiges Wissen zur Umsetzung vermittelt werden, um Unfälle zu reduzieren. 

Arten von Verkehrsunfällen

Unter Verkehrsunfällen (VU) versteht man Unfälle auf öffentlichen Straßen unter Beteiligung zumindest eines in Bewegung befindlichen Fahrzeugs. Es gibt zwei Arten von Verkehrsunfällen, bei denen die Verkehrssicherheit im Rahmen des Arbeitnehmer:innenschutzes eine Rolle spielt:

Als Arbeitsunfälle (AU) im engeren Sinn zählen Verkehrsunfälle dann, wenn sie direkt bei der Ausübung der unfallversicherten Arbeitstätigkeit geschehen. Der Arbeitsunfall als Verkehrsunfall betrifft also vor allem Berufskraftfahrer:innen, wie Lkw-Fahrer:innen und Busfahrer:innen sowie Arbeitnehmer:innen, die ihren Arbeitsplatz „auf der Straße“ haben (Paketdienste, Servicemechaniker:innen, mobile Heimpflege). Wegunfälle (WU) als Verkehrsunfälle sind Unfälle, die auf Wegen von zu Hause zur Arbeit oder retour passieren. Sie haben als „Auch-Arbeitsunfälle“ einen etwas weiter gefassten Bezug zur unfallversicherten Arbeitstätigkeit.

Tabelle 1
Quelle: AUVA, Statistik-Abteilung. * Daten aus aus 2020 und teilweise auch aus 2021 sind aufgrund des pandemiebedingten Rückgangs der Beschäftigten und des Verkehrsaufkommens gesondert zu betrachten.

Verkehrsunfälle im Arbeitskontext 

Während die Zahl der Arbeitsunfälle von Erwerbstätigen vor allem durch gute Präventionsarbeit in den letzten Jahren tendenziell rückläufig ist, zeigt sich bei den Verkehrsunfällen, insbesondere den Wegunfällen, ein gegenläufiger Trend. Hier stieg die absolute Zahl der Unfälle von 2011 bis 2019, also vor Pandemiebeginn, an. 2021 liegt sowohl die absolute Zahl der Arbeits- und Wegunfälle als auch der Verkehrsunfälle von Erwerbstätigen zwar noch unter dem Niveau von 2019, doch der Anteil der Verkehrsunfälle am gesamten Arbeits- und Wegunfallgeschehen hat sich seit 2011 langsam, jedoch fast kontinuierlich auf mittlerweile rund 10 % im Jahr 2021 erhöht. (Tabelle 1, S. 7)

Jährlich gibt es rund 11.000 Wegunfälle von Erwerbstätigen, in den drei Jahren vor Beginn der COVID-19-Pandemie waren es sogar über 12.000. Hier spielt auch die zunehmende Elektromobilität eine Rolle. Zwar lässt sich dies bisher nur teilweise aus der Statistik ablesen, doch E-Scooter und E-Fahrräder erreichen deutlich höhere Geschwindigkeiten und bergen daher das Risiko von weitaus schwereren Unfallfolgen. Betrachtet man etwa die Arbeitsunfallzahlen über die letzten Jahre hinweg, so zeigt sich, dass beinahe jedes zweite Todesopfer in einen Verkehrsunfall verwickelt war.

Im Jahr 2021 waren von den 101 bei einem Arbeits- oder Wegunfall tödlich verunglückten erwerbstätigen Personen 42 an einem Verkehrsunfall beteiligt, das entspricht 41,5 %. Bei Arbeitsunfällen stellen Verkehrsunfälle einen hohen Anteil der tödlichen Unfälle. Im Jahr 2021 waren 12 Todesopfer zu beklagen. Bei den tödlichen Wegunfällen – 30 Tote im Jahr 2021 – handelt es sich fast ausschließlich um Verkehrsunfälle. (Tabelle 2)

Häufige Unfallursachen

Eine Erhebung aus dem Jahr 2019 ergab, dass Ablenkung, beispielsweise durch Smartphones, mit 30,9 Prozent die häufigste Unfallursache ist. Weitere bedeutende Risikofaktoren sind hoher Arbeits- und Zeitdruck, der zu überhöhtem Tempo oder Vorrang- und Abstandsverletzungen führen kann. Jede:r Vierte verunglückte aufgrund von nichtangepasster Geschwindigkeit (24,1 %). 16 % hatten einen Unfall, der durch Vorrangverletzung verursacht wurde, 3,2 % aufgrund mangelnden Abstands. Unter anderem durch ein hohes Arbeitsvolumen mitbeeinflusste Übermüdung ist bei jedem zehnten Verkehrsunfall ausschlaggebend für das Unfallereignis. Technische Defekte (z. B. schlechte Wartung) oder auch mangelnde Ladungssicherung sind bei 1,4 % aller Unfälle die Ursache.

Eine weitere bedeutende Ursache von Verkehrsunfällen, teilweise auch im Arbeitskontext, ist die Einnahme von Alkohol, Drogen oder bestimmten Medikamenten. Bei alkoholassoziierten Straßenverkehrsunfällen kommen jedes Jahr ca. 30 Menschen ums Leben und etwa 2.600 Menschen werden verletzt. Im Rahmen einer Dunkelfeldstudie konnte das KFV 2017 ermitteln, dass 7 % der Befragten schon einmal unter Drogeneinfluss ein Fahrzeug gelenkt haben. Das sind umgerechnet 344.000 Autofahrer:innen. 177.000 gaben an, das in den letzten 12 Monaten getan zu haben (4 % der Autofahrer:innen). Dieser Personengruppe stehen rund 722.000 Alkohollenker:innen gegenüber. Die Studie verdeutlicht somit, dass auf vier Alkohollenker:innen ein:e Drogenlenker:in kommt. Das Thema Drogen am Steuer ist vorwiegend männlich besetzt und hier besonders in den jüngeren Altersgruppen verbreitet. 2019 wurden 4.364 Lenker:innen, die unter Drogeneinfluss standen, angezeigt.

Tabelle 2
Quelle: AUVA, Statistik-Abteilung. * Daten aus aus 2020 und teilweise auch aus 2021 sind aufgrund des pandemiebedingten Rückgangs der Beschäftigten und des Verkehrsaufkommens gesondert zu betrachten.

Gefährdete Verkehrsteilnehmer:innen

In Abhängigkeit von der Verkehrsteilnahme auf öffentlichen Straßen oder im Betrieb gibt es unterschiedlich gefährdete Gruppen. Im öffentlichen Straßenverkehr sind dies vor allem bestimmte Berufsgruppen wie mobile Pflegedienste oder auch Lieferdienste, Scooter- und Radfahrer:innen sowie Fahranfänger:innen (z. B. Moped- und Pkw-Lenker:innen). Innerbetrieblich zählen Fußgänger:innen, Scooter- und Radfahrer:innen sowie Staplerfahrer:innen zu den besonders Gefährdeten.

Kosten von Verkehrsunfällen

Unfälle im Verkehrskontext sind zumeist schwere oder tödliche Unfälle, die oft auch mit einem enormen Sachschaden einhergehen. Deshalb spielen die (Folge-)Kosten dieser Unfälle sowohl für Betriebe als auch für die gesetzliche Unfallversicherung eine große Rolle. Während für den Betrieb hohe Kosten durch Sachschäden und Ausfallzeiten anfallen, trifft die gesetzliche Unfallversicherung ein solcher Unfall aufgrund der Schwere (Unfallheilbehandlung, Rehabilitation und ggf. Versehrtenrente) oder wegen Hinterbliebenenleistungen besonders intensiv.

Verkehrsunfälle im Arbeitskontext verursachen österreichischen Betrieben, Betroffenen und der Volkswirtschaft Kosten von rund 73 Millionen Euro pro Jahr (Anm.: Die in diese Summe einberechneten Unfallfolgekosten beziehen sich nur auf Kosten im ersten Jahr nach dem Unfall). Ein Verkehrsunfall kostet im Schnitt beinahe 3-mal so viel wie ein Nicht-Verkehrsunfall. 

Neue Entwicklungen – alte Herausforderungen 

Aktuell gibt es im Verkehrskontext viele grundlegende Änderungen, unter anderem bei der Antriebsart von Fahrzeugen. Das bringt neue Herausforderungen bei der Anschaffung, Sicherstellung der benötigten Infrastruktur, Evaluation und Unterweisung mit sich.

Illustration mit Unfall-Warndreieck und einem Stapel Münzen und Geldscheinen
Quelle: AUVA-Unfallstatistik 2019 bzw. Statistik Austria, Verkehrsunfallstatistik 2019; Bearbeitung durch KFV. © VerVieVas

Es kommen immer umfassendere Fahrer:innenassistenzsysteme auf den Markt, deren Einsatz nach und nach auch zur gesetzlichen Verpflichtung wird. Assistenzsysteme erleichtern mitunter die Fahraufgabe und haben das Potenzial Unfälle zu verringern. Werden sie allerdings falsch eingesetzt oder ihre Warnsignale von den Fahrern:Fahrerinnen ignoriert, kann sich die Wirkung ins Gegenteil verkehren. Auch ehemalige Freizeitsportgeräte wie Scooter oder E-Scooter halten Einzug in den betrieblichen Alltag. Sie kommen ebenso wie Fahrräder und E-Fahrräder am Weg zur Arbeit oder nach Hause und auch zur Fortbewegung innerhalb des Betriebsgeländes immer häufiger zum Einsatz.

Auch diese neuen Entwicklungen greift die AUVA in ihrem umfangreichen Angebot im Rahmen des Schwerpunkts „Komm gut an!“ von 2022–2024 auf. Diese Sonderausgabe bietet einen groben Überblick über die Vielfalt der Verkehrssicherheitsthemen im Kontext von Arbeit und Bildung. Einen Einblick in die zahlreichen Präventionsangebote der AUVA finden Sie auf Seite 50 dieser Sonderausgabe sowie unter www.auva.at/komm-gut-an. Setzen Sie sich mit Verkehrssicherheit näher auseinander, damit auch Sie und Ihre Mitarbeiter:innen gut ankommen!

Zusammenfassung

Die Autorin zeigt anhand von Zahlen aus der Arbeitsunfallstatistik auf, dass Verkehrssicherheit ein wichtiger Bereich des Arbeitnehmer:innenschutzes ist. Obwohl Verkehrssicherheit beinahe jeden Menschen täglich betrifft, wird diesem Thema in der Präventionsarbeit von Betrieben und Bildungseinrichtungen häufig noch zu wenig Beachtung geschenkt. Der AUVA-Präventionsschwerpunkt „Komm gut an!“ stellt die Sicherheit im Straßenverkehr sowie im innerbetrieblichen Verkehr in den Mittelpunkt. Die Initiative läuft von Mai 2022 bis Ende 2024. 


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