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Kompetente Sicherheitsfachkräfte machen Österreichs Betriebe sicherer

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer beim 100. AUVA-Fachlehrgang
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer beim 100. AUVA-Fachlehrgang für Sicherheitsfachkräfte in Stockerau mit dem Leiter der AUVA-Präventionsabteilung, DI Georg Effenberger (links), dem Schulungsleiter Prävention, Ing. Mag. Christian Schenk (8. v. rechts, hin Rainer Gryc

Am 1. Juni 1995 trat in Österreich die „Verordnung über die Fachausbildung der Sicherheitsfachkräfte und die Besonderheiten der sicherheitstechnischen Betreuung für den untertägigen Bergbau“ – kurz SFK-VO – in Kraft. Diese Verordnung regelte detailliert die Ausbildung der im damals neuen Bundesgesetz über Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Arbeit (ArbeitnehmerInnenschutzgesetz – ASchG) erwähnten „Sicherheitsfachkräfte“. Mit der Sicherheitsfachkraft mit klar definierter Fachausbildung hatte man ein neues Berufsbild geschaffen, das sich schon damals von den am Markt tätigen Sicherheitsfachkräften und den althergebrachten „Sicherheitsingenieuren“ unterschied und sich im Laufe der letzten fast 25 Jahre auch deutlich weiterentwickelt hat. 

Fachkenntnisse als zentrales Element

Eine wichtige Voraussetzung für eine erfolgreiche Sicherheitsfachkraft (SFK) war damals wie heute eine umfassende „Fachkenntnis“, wie auch im § 74 des ASchG festgeschrieben. Um Arbeitsplätze in einem größeren Betrieb beurteilen und evaluieren zu können, sind ein mehrdimensionales und vernetztes Wissen sowie ein entsprechender technischer Background oder zumindest technisches Verständnis notwendig. Hinzu kommt die Kenntnis entsprechend anzuwendender gesetzlicher Vorschriften, Normen und Standards. 

Früher setzte man bei der Ausbildung darauf, den angehenden SFKs Wissen in großer Breite und Tiefe zu vermitteln, heute geht man mit einem veränderten inhaltlichen und didaktischen Konzept an die Wissensvermittlung heran. „Vor circa sieben Jahren haben wir begonnen, Lehrziele und Lernziele zu entwickeln, und haben in der Folge auf dieser Grundlage unseren Fragenkatalog überarbeitet“, erläutert Ing. Mag. Christian Schenk, Schulungsleiter Prävention der AUVA-Hauptstelle. 

Ziel war es, den angehenden SFKs einerseits ein fundiertes technisches und juristisches Rüstzeug mitzugeben, ihnen andererseits aber auch aufzuzeigen, wo und wie man im speziellen Einzelfall eine passende Lösung finden kann. Die Wissensvermittlung erfolgt bei den Fachlehrgängen der AUVA durch theoretisch geprägte Vorträge, aber auch durch zahlreiche praktische Elemente: Hierzu zählen Exkursionen, Teamarbeiten, das Durchführen von Messungen in Betrieben, das Verfassen von Berichten oder das Arbeiten an konkreten Fallbeispielen. 

Die AUVA kann dabei aus einem großen Reservoir bestens ausgebildeter Präventionsfachleute als Vortragende schöpfen: Rund 85 Prozent aller Ausbildungseinheiten werden von AUVA-eigenem Personal bestritten, die restlichen 15 Prozent von Vertreterinnen und  Vertretern von Unternehmen, Behörden (beispielsweise dem Arbeitsinspektorat) oder externen Beratern.

Selbststudium fördert die Auseinandersetzung mit dem Thema

Darüber hinaus muss ein Teil der Lernziele selbst erarbeitet werden: Zwischen den drei Ausbildungsmodulen gilt es, einzelne Aufgaben zu Hause zu lösen und vordefinierte Inhalte aufzubereiten. Dieses Konzept hat sich, wie Ing. Mag. Schenk feststellt, sehr bewährt: „Früher umfasste ein SFK-Fachlehrgang eine Ausbildungsdauer von neun Wochen, heute sind es sieben, ergänzt durch Selbststudium und Hausaufgaben. 

Diese veränderte Konzeption führte dazu, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer insgesamt aktiver an die Themen und Inhalte herangehen.“ Ein Teil der Prüfung ist die Präsentation der im Laufe des Lehrgangs zu erarbeitenden Projektarbeit. Die praxisbezogenen Themen der Projektarbeit sollen im besten Fall ein konkretes betriebliches Problem lösen und leiten die Kandidatinnen und Kandidaten bereits in ihre spätere Rolle als Sicherheitsfachkraft über.

„Soft Skills“ sind zunehmend gefragt

Neben dem fundierten fachlichen Wissen wird es für die Sicherheitsfachkräfte in der Zukunft auch immer wichtiger, ihre Anliegen bestmöglich „verkaufen“ zu können: Je überzeugender persönliche Gespräche und Präsentationen vor der Unternehmensleitung gelingen, umso größer die Chancen, auch Projekte, die einen hohen Investitionsaufwand erfordern, verwirklichen zu können. 

Andererseits müssen SFK auch die Fähigkeit besitzen, die Kolleginnen und Kollegen von der Bedeutung „sicherer“ Arbeit zu überzeugen. Auch die im vergangenen Jahr publizierte Studie „Sicherheitsfachkräfte im Betrieb“ von Johanna Bunner, Christian Korunka, Facultas Verlag (SICHERE ARBEIT berichtete darüber in Ausgabe 5/2018), kam zu dem Ergebnis, dass die Beherrschung von Kommunikations- und Präsentationstechniken zunehmend an Bedeutung gewinnt. Daher wird ein Schwerpunkt bei der Weiterentwicklung der Inhalte des AUVA-SFK-Fachlehrgangs auf diese „Soft Skills“ gelegt. 

„Meine Tätigkeit als SFK macht mir viel Spaß“

Wie beurteilen nun die ehemaligen Teilnehmerinnen und Teilnehmer den AUVA-SFK-Fachlehrgang? Haben sie in der Ausbildung das nötige Rüstzeug für ihre heutige Tätigkeit als Sicherheitsfachkraft erhalten? SICHERE ARBEIT sprach mit zwei Absolventen, die in völlig unterschiedlichen Bereichen als SFK tätig sind, über ihre Erfahrungen.

Doris Strametz ist seit Beginn ihres Arbeitsverhältnisses bei der Firma SMB Industrieanlagenbau GmbH in Hart bei Graz für die Qualitätssicherung zuständig. Im Jahr 2017 wurde sie gefragt, ob sie mittelfristig zusätzlich die Funktion als Sicherheitsfachkraft, die aufgrund einer Pensionierung neu zu besetzen war, übernehmen wolle. Doris Strametz nahm die Herausforderung an und schlug dem SMB-Management nach einer Analyse der steirischen Anbieter von SFK-Lehrgängen vor, die Ausbildung bei der AUVA zu machen. Diesem Vorschlag stimmte das Management zu.

Portrait Ing. Mag. Christian Schenk
Ing. Mag. Christian Schenk, Schulungsleiter Prävention der AUVA R. Reichhart
Portrait Doris Strametz
Doris Strametz, SFK bei der SMB GmbH W. Hawlik
Portrait ADir. Klaus Korosec
ADir. Klaus Korosec, Landespolizeidirektion Oberösterreich W. Hawlik

Doris Strametz ist gelernte Schlosserin und hat es im Laufe ihrer bisherigen Berufslaufbahn gelernt, sich auch männlichen Kollegen gegenüber durchzusetzen. Sie hat nach Absolvierung des SFK-Fachlehrgangs auch noch einen Kurs für Rhetorik besucht, um ihre Aufgaben im Umfeld eines Industriemontageunternehmens vom Baustellenpersonal bis hinauf zur Geschäftsführung effizienter artikulieren und durchsetzen zu können. Mit den fachlichen Inhalten der SFK-Ausbildung hatte sie aufgrund ihrer bisherigen Berufslaufbahn keine Probleme, gibt aber zu, dass es für andere Kursteilnehmerinnen anfänglich schwieriger war, den technischen Inhalten zu folgen, als für die männlichen Teilnehmer. Ihre Projektarbeit im Zuge der SFK-Ausbildung bereitete sie auf neue bevorstehende Tätigkeiten vor: Sie analysierte Unfälle bei Hubarbeiten von Schwerlasten und Möglichkeiten von deren Vermeidung. Überrascht zeigt sich Doris Strametz heute, dass sie nahezu das gesamte im SFK-Fachlehrgang vermittelte Fachwissen auch in ihrer beruflichen Praxis benötigt.

„Von den im Kurs vermittelten Lehrinhalten habe ich – mit Ausnahme des Bereichs Holz – bisher nahezu alles in der Praxis anwenden können.“

Dies verwundert nicht, wenn man das vielfältige Tätigkeitsprofil des Unternehmens betrachtet: Die Firma SMB Industrieanlagenbau befasst sich mit der Abwicklung und Installation von Industriemontageprojekten. Zu den Kerngeschäften zählen der Rohrleitungsbau, die Fertigung und Montage von Stahlbau und die Installation von Produktionsmaschinen/Produktionsausrüstung. Die SMB Industrieanlagenbau GmbH und deren Tochterunternehmen beschäftigen derzeit circa 450 Mitarbeiter. Als oberste verantwortliche Person für Arbeitsschutz im Unternehmen der SMB-Gruppe kann Doris Strametz bei Spezialfragen zusätzlich auf ein hilfreiches „Netzwerk“ zurückgreifen. Mit den anderen Kursteilnehmerinnen und Kursteilnehmern des SFK-Lehrgangs in Graz hat sie eine WhatsApp-Gruppe gegründet, in der Erfahrungen ausgetauscht werden. Weiters kann sie auf die Fachkenntnisse der AUVA-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter, die sie im Kurs kennengelernt hat, zurückgreifen bzw. die Dienstleistungen der AUVA in Anspruch nehmen. So initiierte sie beispielsweise Messungen der Chrom-Nickel- und Mangan-Konzentrationen im Schweißrauch durch die ÖSBS.

Als SFK unterhält sie auch Kontakte mit dem zuständigen Arbeitsinspektorat. Dies hat sich bereits bei geplanten Bauvorhaben der SMB Industrieanlagenbau GmbH als positiv herausgestellt, weil bereits im Vorfeld Fragen der Arbeitsplatzgestaltung konsensual abgeklärt werden konnten. 

Seit mittlerweile April 2018 ist Doris Strametz als SFK bei SMB tätig. Zu ihren Aufgaben zählen die Evaluierung der Baustellen in ganz Österreich und die entsprechende Unterweisung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie der Lehrlinge. 

Nicht ohne Stolz verweist sie darauf, dass es mittlerweile in die SMB Unterweisungsunterlagen nicht nur in Deutsch, sondern auch in Englisch, Slowakisch, Slowenisch und Ungarisch gibt. Diese Übersetzungen waren auch notwendig, da die Firma SMB nicht nur in Deutschland (Wertach), sondern auch in der Slowakei (Martin und Košice) und in Ungarn 100-prozentige Tochtergesellschaften unterhält.

Ihr erklärtes Ziel ist es, die Zahl der Arbeitsunfälle in der SMB zu minimieren. Unterstützung erhält sie dabei vom SMB-Management, das immer ein offenes Ohr für die Anliegen der Sicherheitsfachkraft hat. Dass sie von der AUVA als Sicherheitsfachkraft zertifiziert wurde, spielt dabei auch eine wesentliche Rolle: „Ich habe das Gefühl, dass mit der Zertifizierung die Glaubwürdigkeit meiner Arbeit als Sicherheitsfachkraft steigt und die Wichtigkeit dieser Aufgabe untermauert wird.“ 

Nach über einem Jahr als Sicherheitsfachkraft zieht Doris Strametz auch eine zufriedene Zwischenbilanz. „Mir macht die Tätigkeit großen Spaß. Ich bin jeden Tag mit neuen Herausforderungen konfrontiert, die es zu lösen gilt. Eintönigkeit kann dabei also gar nicht aufkommen, zumal ich mich zusätzlich noch um den betrieblichen Brandschutz und die Qualitätssicherung kümmere.“

Sicherheit für die Exekutive

Auch jene Institution, die man landläufig mit der Sicherheit in Verbindung bringt, muss sich um die Sicherheit ihrer Bediensteten kümmern. Die Rede ist von der Polizei. Bis 2013 erfolgte die sicherheitstechnische Betreuung der Exekutive in Österreich durch ein externes Unternehmen. 2012 fiel die Entscheidung, diese Aufgaben künftig durch eigene Sicherheitsfachkräfte abzudecken. In einem eigens bei der AUVA durchgeführten Kurs wurden im Zeitraum Oktober 2012 bis April 2013 17 Polizeibedienstete zu Sicherheitsfachkräften ausgebildet. 

Einer von ihnen war Klaus Korosec, der seither als Amtsdirektor einer von zwei Sicherheitsfachkräften in der Landespolizeidirektion Oberösterreich ist. ADir. Korosec betreut mit seinem Kollegen rund 4.100 Bedienstete in knapp 150 Dienststellen im Land Oberösterreich. Dabei ist sehr breites Wissen gefragt, denn die oberösterreichische Polizei unterhält nicht nur einen Verwaltungsbereich mit Parteienverkehr und drei Polizeigefangenenhäuser, sondern auch einen Streifendienst, die Verkehrspolizei und die Kriminalpolizei, eine Alpin-Polizei sowie – auf der Donau und im oberösterreichischen Seengebiet – Exekutivbeamtinnen und -beamte, die mit dem Motorboot unterwegs sind. Auch bei der Flugrettung sind Angehörige der Polizei tätig. Neben diesen Kräften (rund 3.200 Personen) sind weitere 900 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der LPD OÖ in Kfz-Werkstätten, Tischlereien, Funkwerkstätten oder als Haushandwerker, aber auch im Verwaltungsbereich wie z. B. im Strafamt, in der Führerscheinstelle usw. beschäftigt.

Das extrem breite Feld der Evaluierung und Betreuung aller Arbeitsplätze von Polizeibediensteten kann ein Mitarbeiter allein nicht bewältigen: Daher haben sich die 17 SFKs der einzelnen Landespolizeidirektionen gut vernetzt: Zweimal jährlich findet ein dreitägiges Treffen zum Erfahrungsaustausch statt, innerhalb der Gruppe hat sich eine Spezialisierung herausgebildet. So gilt Klaus Korosec beispielsweise als „der“ Ansprechpartner in Fragen elektromagnetischer Felder und der Elektrotechnik. Dies wird auch durch die organisatorische Struktur der Polizei-SFKs ermöglicht: Da die Fachaufsicht für die Sicherheitsfachkräfte im Innenministerium auf Bundesebene liegt, haben die Polizei-SFKs größere Flexibilität als viele ihrer Kolleginnen und Kollegen. Und sie fühlen sich auch wertgeschätzt. „Dies betrifft nicht nur die Einreihung innerhalb der Struktur des Polizeidienstes. Vielmehr sehen wir auch bei unserer Führung einen Paradigmenwechsel: Die Gesundheit und die Sicherheit der Bediensteten haben heute einen höheren Stellenwert als noch vor wenigen Jahren. Die Entscheidungsträger haben mittlerweile erkannt, dass sie in diesen Fragen in der Haftung stehen. Musste man in der Vergangenheit oft viel Überzeugungsarbeit als SFK leisten, so ist heute die Akzeptanz größer“, formuliert es Korosec.

ADir. Klaus Korosec, der seit 1989 im Polizeidienst tätig ist, musste sich als Sicherheitsfachkraft in den letzten Jahren mit verschiedensten Problemstellungen beschäftigen: Er versuchte Antworten auf die Frage zu finden, wie man den Außendienst der Exekutive evaluieren kann oder wie man in Evaluierungsdokumenten von beruflichen Alpinisten festschreibt, wann ein Kletterseil zu tauschen ist. Nach der in Deutschland vor einiger Zeit heftig diskutierten Frage der Antimon-Belastung im Schießkanal schaltete die LPD OÖ die Österreichische Staub- und Silikosebekämpfungsstelle (ÖSBS) ein, um entsprechende Messungen durchzuführen. „Kaum jemand in Österreich hat einen Schießkanal oder Schießkeller als Arbeitsplatz“, diese werden meist von Vereinen betrieben. Daher fehlen Vergleichswerte“, erzählt Korosec. Erhöhte Antimon-Konzentrationen konnte die ÖSBS bei ihren Messungen keine feststellen, wohl aber erhöhte Werte von CO oder Blei unmittelbar nach Abgabe eines Schusses. Da sich die Absauganlagen bei den Raumschießanlagen der LPD OÖ im Bereich der fix installierten Scheiben befanden, die es nach Schussabgabe zu inspizieren galt, „wanderte“ der Schütze also in der Vergangenheit direkt mit der Wolke der erhöhten Schadstoffe zur Scheibe. „Das haben wir mit einer organisatorischen Maßnahme rasch abstellen können: Nun muss der Schütze eine Minute warten, ehe er zur Scheibe nach vorne geht. Zu diesem Zeitpunkt sind die Schadstoffe bereits abgesaugt.“

Eine andere Fragestellung stellte sich als „falscher Alarm“ heraus: Ein Kollege von der Motorradstreife vermutete, dass Beschwerden in seinem Unterleib mit dem direkt unter der Sitzbank montierten Steuergerät des Motors in Zusammenhang stünden, und befürchtete wegen vermeintlicher hochfrequenter Strahlung gar eine verminderte Zeugungsfähigkeit. In Kooperation mit dem Generalimporteur des Motorrads wurden in der Folge in Wien unabhängig voneinander von der Technischen Universität und der AUVA Messungen vorgenommen, die eine Entwarnung brachten. Trotzdem erklärte sich der Produzent bereit, die Lage der Steuergeräte zu verändern um jedes Restrisiko auszuschließen.

Sicherheitstechnische Aspekte galt und gilt es bei der Polizei auch in anderen Bereichen zu beachten: So erhält die Evaluierung eines Büroarbeitsplatzes eine zusätzliche Dimension, wenn an diesem auch Parteienverkehr herrscht. Bekanntlich sind nicht alle „Kundinnen und Kunden“ der Polizei auf diese gut zu sprechen, wie auch persönliche Attacken und Mordversuche in der jüngeren Vergangenheit in Österreich zeigen. Zudem gilt es auch, Polizeieinrichtungen gegen mögliche terroristische Angriffe zu schützen. Ähnliches gilt auch für das Personal in den Polizeigefangenenhäusern, das es manchmal mit rabiaten oder randalierenden Häftlingen zu tun hat. 

Schon die SFK-Ausbildung hat übrigens zu einem Präventionsprojekt bei der Polizei geführt. Während sich Klaus Korosec aufgrund seiner beruflichen und ehrenamtlichen Vergangenheit bei der Freiwilligen Feuerwehr in seiner Projektarbeit mit Brand- und Explosionsschutz beschäftigte, griff ein Kollege das Thema der Ladungssicherung im Streifenwagen auf. Die Projektarbeit hatte zur Folge, dass alle Streifenwagen mit speziellen Ladensystemen ausgestattet wurden, die im Falle eines Unfalls die zahlreichen mitgeführten Utensilien wirksam sichern.

Und manche Gesundheitsrisiken wird man im Polizeidienst wohl nie ganz ausschließen können: Ein Sturmgewehr, wie es sich in jedem Polizeifahrzeug befindet, entwickelt bei Schussabgabe einen Schalldruck von bis zu 160 dB(c). Zwar sind Schalldämpfer am Markt verfügbar, diese können jedoch aus Platzgründen nicht permanent an der Waffe angebracht bleiben. Ein Anbringen vor der Schussabgabe ist aber in der Einsatzsituation aus Zeitgründen oft unmöglich. Das Tragen von Gehörschutz wiederum steht der Kommunikation mit den Kolleginnen und Kollegen entgegen – eine unlösbare Aufgabe.

ADir. Klaus Korosec zieht nach sechs Jahren Tätigkeit als SFK bei der LPD OÖ eine zufriedene Zwischenbilanz: „Ich habe es noch keinen Tag bereut, mich 2012 für die Ausbildung zur SFK gemeldet zu haben.“ Auch an die Ausbildung mit zahlreichen praktischen Beispielen erinnert er sich gerne zurück. Der AUVA-SFK-Lehrgang wirkt bis heute nach: Kürzlich wurde innerhalb der Polizei entschieden, weiteres Personal als Sicherheitsfachkräfte-Reserve auszubilden. Derzeit absolviert ein Kollege von Korosec seinen SFK-Fachlehrgang – wiederum in einem Kurs der AUVA.

Und noch ein Angebot der AUVA wird von der Polizei stark genutzt: Neben der internen Vernetzung und dem Kontakt zu anderen SFKs, beispielsweise beim Bundesheer, gilt das Forum Prävention der AUVA für die SFKs der österreichischen Polizei als wichtige Networking-Plattform: Das Forum Prävention ist für alle SFKs des Innenministeriums ein „Pflichttermin“.

Zertifizierung dokumentiert Kompetenz

Portrait Klaus Wittig
DI Klaus Wittig R. Reichhart

Seit 2006 offeriert die AUVA allen Absolventen der Lehrgänge zur Sicherheitsfachkraft ein Kompetenzzertifikat, das sich großer Beliebtheit erfreut. Die Vorteile dieses Zertifikats bringt DI Klaus Wittig, der Leiter der für die Zertifizierung zuständigen akkreditierten Prüfstelle in der AUVA, auf den Punkt: „Im Gesetz und in der SFK-Verordnung ist zwar die Fachkenntnis der SFK geregelt, mit Absolvierung der Prüfung bleibt man dann aber sein Leben lang ausgebildete Sicherheitsfachkraft – unabhängig davon, ob man die Tätigkeit tatsächlich ausübt oder sich regelmäßig weiterbildet. Mit dem Zertifikat kann man beweisen, dass man als SFK tätig ist und sich durch Weiterbildung auf dem aktuellen Wissensstand befindet.“

Am einfachsten erfolgt die erstmalige Zertifizierung im Rahmen der Prüfung, der eine Zertifiziererin oder ein Zertifizierer beiwohnt. Nach Abstimmung über die Note spricht die Prüfungskommission eine Empfehlung hinsichtlich der Zertifizierung aus. Dieser Empfehlung kann der Zertifizierer folgen, letztlich entscheidet er jedoch unabhängig über die Zuerkennung des Zertifikats. Selbstverständlich ist die Zertifizierung aber auch für Sicherheitsfachkräfte möglich, die ihre Ausbildung nicht in einem AUVA-Kurs durchlaufen haben. Dieses personengebundene Zertifikat ist fünf Jahre gültig. Um rezertifiziert zu werden, muss die Sicherheitsfachkraft mehrere Nachweise erbringen: eine mindestens dreijährige Tätigkeit als SFK mit einer Präventionszeit (Einsatzzeit) von mindestens 50 Stunden im Jahr, Nachweis fachlicher Weiterbildung (im Ausmaß von mindestens 80 Lehreinheiten) und die Durchführung von mindestens einem Präventionsprojekt.

Bei der AUVA verweist man auf die zahlreichen Vorteile der Zertifizierung bei vergleichsweise geringen Kosten (Erstzertifizierung: EUR 105,–, Rezertifizierung: EUR 200,–, beide Beträge exkl. MWSt.). „Als selbstständige SFK hat man einen Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen nicht zertifizierten SFKs, als Angestellter bessere Berufsaussichten bei einem Jobwechsel. Und im eigenen Unternehmen kann man seine Fachkompetenz mit dem Zertifikat unter Beweis stellen“, fasst DI Wittig zusammen.

Zusammenfassung

Sicherheitsfachkräfte tragen wesentlich dazu bei, die Sicherheit von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern im Betrieb zu steigern. In ihren mittlerweile 100 Fachlehrgängen hat die AUVA österreichweit hochqualifizierte Sicherheitsfachkräfte ausgebildet. Der Artikel beleuchtet die Ausbildung zur SFK und informiert anhand von zwei Beispielen über die Erfahrungen von in der Praxis tätigen SFKs.


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