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UV-Schutz

Die Schattenseiten der Sonne

Wer am Arbeitsplatz der Sonnenstrahlung ausgesetzt ist, hat ein erhöhtes Risiko, an Hautkrebs zu erkranken. Beim Setzen von Schutzmaßnahmen kann man sich an dem Leitsatz „meiden – kleiden – cremen“ orientieren.

Zwei Männer mit Helm, die auf einem Aludach in der Sonne Arbeiten verrichten.
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Sonnenschein macht gute Laune. Die durch die Sonnenstrahlung angeregte Produktion von Vitamin D vertreibt Müdigkeit, kurbelt den Stoffwechsel an und sorgt für starke Knochen. Wer von der Sonne gebräunt ist, wirkt vital und gesund. Doch die Sonne hat auch ihre Schattenseiten: Zu viel UV-Strahlung beschleunigt nicht nur die Hautalterung, sondern kann auch verschiedene Erkrankungen von Augen und Haut verursachen. Eine höhere Wahrscheinlichkeit für Gesundheitsschäden haben Personen, die an ihrem Arbeitsplatz regelmäßig der Sonne ausgesetzt sind.

Dr. Roswitha Hosemann
Dr. Roswitha Hosemann R. Reichhart

 

„Die Sonnenbestrahlung wird in Standard-Erythem-Dosis (SED) angegeben. In Österreich bekommt man durchschnittlich 130 SED pro Jahr ab. Bei mehr als 40 Prozent SED zusätzlich verdoppelt sich das Hautkrebsrisiko“, erklärt Arbeitsmedizinerin Dr. Roswitha Hosemann, medizinische Fachkoordinatorin Haut der AUVA. Die höchste arbeitsbedingte Belastung weisen Beschäftigte im Kanalbau mit 581 SED, in der Zimmerei mit 474 SED und im Straßenbau mit 469 SED auf. Weitere Berufe in der Baubranche, Weinbau, Gartenbau, Landwirtschaft, Müllabfuhr, Zustelldienste und Elementarpädagogik sind ebenfalls besonders betroffen.

 

Die gesundheitsschädigende Wirkung geht von der UV-Strahlung aus, die im elektromagnetischen Spektrum zwischen dem langwelligeren sichtbaren Licht und der kurzwelligeren Röntgenstrahlung liegt. Man unterscheidet drei Arten der UV-Strahlung:

 

  • UVA-Strahlung gelangt durch die Atmosphäre bis zur Erdoberfläche, dringt durch die Oberhaut in die Lederhaut ein und verursacht frühzeitige Hautalterung, Hautkrebs sowie Grauen Star.
  • UVB-Strahlung wird zu rund 90 Prozent von der Atmosphäre absorbiert, dringt nur in die Oberhaut bis zur Basalzellschicht ein und ist hauptverantwortlich für Sonnenbrand. Weiters fördert sie Hautkrebs.
  • UVC-Strahlung wird vollständig von der Atmosphäre absorbiert. Eine Gefährdung am Arbeitsplatz ist nur durch künstlich entstehende UVC-Strahlung, etwa beim Schweißen, möglich.

Intensität der UV-Strahlung

Wie stark die UV-Strahlung ist, hängt von mehreren Faktoren ab, unter anderem von der Jahres- und der Tageszeit. Von April bis September und von 11 bis 15 Uhr muss man mit einer hohen UV-Belastung rechnen. Auch die Seehöhe spielt eine Rolle; die UV-Strahlung nimmt pro 1.000 Höhenmeter um rund zehn Prozent zu. Dass man selbst bei bedecktem Himmel gefährdet sein kann, wird oft übersehen: Bis zu 70 Prozent der UV-Strahlung ist auch bei starker Bewölkung vorhanden, über 90 Prozent bei leichter. Schatten verringert die UV-Strahlung um maximal die Hälfte.

Einen die Strahlung verstärkenden Effekt haben reflektierende Oberflächen wie Blech- oder Foliendächer, Glasfassaden, Beton, Styropor, Sand, Wasser oder Schnee. Der maximale Reflexionsgrad beträgt beispielsweise bei Styropor 84 Prozent, bei Zink- oder Weißblech 67 Prozent und bei hellem Sand 25 Prozent.

Über die Intensität der UV-Strahlung und die erforderlichen Schutzmaßnahmen gibt der UV-Index (UVI) Auskunft. Der UVI variiert mit der Seehöhe, der Bewölkung und dem Sonnenstand, der von der geografischen Breite, der Tages- und der Jahreszeit abhängt. Die UVI-Skala reicht von 1, „kein Schutz erforderlich“, bis 11, „Schutz absolut notwendig“; ab UVI 3 werden Sonnenschutzmaßnahmen empfohlen.

UV-Strahlung und Immunsystem

Die Sonnenstrahlung nur als Gefahr zu sehen, sei aber auch falsch, betont Hosemann: „Man braucht die UVB-Strahlung zur Bildung von Vitamin D. In unseren Breiten ist Vitamin-D-Mangel verbreiteter, als man annehmen würde. Das Vitamin wird für die Knochenbildung und für viele Stoffwechselprozesse benötigt.“ Als Mangelerscheinungen können Osteoporose, Rachitis, Muskelschmerzen bzw. -schwäche, Infektanfälligkeit, Erschöpfungszustände bis hin zur Depression sowie Müdigkeit auftreten.

Auf das Immunsystem wirkt sich die Sonnenstrahlung sowohl positiv als auch negativ aus. Mittel- bis langfristig führt eine kontrollierte UV-Exposition zur Stärkung des Immunsystems durch erhöhte Vitamin-D-Synthese und die Stimulierung der T-Lymphozyten, die der Immunabwehr dienen. Eine kurzzeitige hohe UV-Belastung schwächt das Immunsystem, was sich z. B. durch Fieberblasen bemerkbar machen kann.

Eine höhere Wahrscheinlichkeit für Gesundheitsschäden durch UV-Strahlung haben Personen, die an ihrem Arbeitsplatz regelmäßig der Sonne ausgesetzt sind.

Dr. Roswitha Hosemann

Schäden durch Sonnenstrahlung

Man unterscheidet zwischen akuten und chronischen Schäden durch UV-Strahlung. Akut, also unmittelbar nach der Exposition, kommt es zu einem Sonnenbrand, dem sogenannten UV-Erythem, das von leicht geröteter über stark gerötete Haut bis zur Blasenbildung reichen kann. Unter den Begriff „Sonnenallergie“ fallen durch die UV-Strahlung ausgelöste oder verstärkte allergische Reaktionen, z. B. auf Pflanzen bzw. pflanzliche Lebensmittel, Medikamente oder Duftstoffe. Ungeschützte Augen können von Hornhaut- oder Bindehautentzündung betroffen sein.

Chronische UV-Belastung fördert die Bildung des Grauen Stars (Katarakt). Auch die Makuladegeneration, die zu einem Ausfall des zentralen Gesichtsfelds führt, wird in Zusammenhang mit einer starken UV-Exposition diskutiert.

Der Großteil der chronischen UV-Schäden betrifft die Haut. Vorzeitige Hautalterung zeigt sich durch Falten, schlaffe Haut und Pigmentverschiebungen („Altersflecken“). Bei hellen, rötlichen oder bräunlichen Flecken, oft erhaben oder schuppend, kann es sich um aktinische Keratose handeln. „Früher hat man die aktinische Keratose als rein kosmetisches Problem gesehen oder als Krebsvorstufe, tatsächlich ist es aber bereits Krebs“, erklärt Hosemann. Andere Arten von Hautkrebs, die in Zusammenhang mit chronischer UV-Exposition stehen, sind das Basaliom und das Plattenepitelkarzinom.

Insbesondere Personen, die am Arbeitsplatz oft und lange der Sonnenstrahlung ausgesetzt sind oder waren, sollten ihre Haut regelmäßig selbst kontrollieren. Der Besuch beim Hautarzt ist einmal jährlich zu empfehlen sowie zusätzlich sofort, wenn man eine Hautveränderung entdeckt hat. „Der Vorteil bei Hautkrebs gegenüber anderen Krebsarten ist, dass man ihn sieht und behandeln kann“, so Hosemann.

Zusammengefasst lässt sich sagen, dass Sonne in Maßen gesundheitsfördernd ist, ein Zuviel, das man bereits durch eine leichte Rötung der Haut erkennen kann, gesundheitsgefährdend. Besonders schädlich sind Sonnenbrände in der Kindheit, das Risiko steigt mit der Summe der UV-Belastungen im Lauf des Lebens. „Es ist wichtig, möglichst früh mit der Prävention zu beginnen, im Beruf schon beim Lehrling“, so Hosemann. Bei der Vorbeugung könne man sich an dem Leitsatz „meiden – kleiden – cremen“ orientieren.

Meiden, kleiden, cremen

Auch bei Arbeiten im Freien gibt es Möglichkeiten, die Sonne zu meiden. Eine technische Maßnahme ist die Beschattung des Arbeitsbereichs durch Überdachungen, Schirme oder Segelzelte, die z. B. in der Landwirtschaft bei der Ernte verwendet werden. „Am Bau sollte man Arbeiten zu den Mittagsstunden an der Südseite meiden und eventuell an der Nordseite durchführen“, nennt Hosemann eine organisatorische Maßnahme. Weitere Optionen sind das Verlegen von Tätigkeiten, bei denen sich eine direkte Sonnenbestrahlung nicht vermeiden lässt, in die frühen Morgenstunden. Vorbereitungsarbeiten können im Schatten durchgeführt werden.

Für verstärkter Sonnenstrahlung ausgesetzte Arbeitnehmer:innen sind technische und organisatorische Maßnahmen vorrangig umzusetzen. Eine wichtige Schutzmaßnahme stellt der textile Sonnenschutz dar – schützende Kleidung inklusive Kopf- und Nackenschutz. Zu empfehlen sind bequeme Baumwollkleidung, die möglichst viel Haut bedeckt, bzw. spezielle Textilien mit UV-Schutzfaktor. Eine dicht anliegende Sonnenschutzbrille, am besten mit Seitenschutz, schützt nicht nur vor Blendungen, sondern auch vor Augenschäden. Sonnenbrille und Sonnencreme gelten für Arbeitnehmer:innen im Freien als Persönliche Schutzausrüstung (PSA). Diese hat der:die Arbeitgeber:in kostenlos zur Verfügung zu stellen.

Ein Mann mit nacktem Oberkörper arbeitet auf einem Dach mit einem Photovoltaik Panel
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Alle unbedeckten Körperstellen müssen mit Sonnenschutzmittel eingecremt werden, insbesondere die „Sonnenterrassen“ Stirn, Nase und Nacken, und auch die Lippen benötigen einen Sonnenschutz. Sonnenschutzmittel sollte man rechtzeitig, rund 30 Minuten vor dem Aufenthalt in der Sonne, auftragen. Hosemann weist darauf hin, dass bei der Anwendung oft Fehler gemacht werden: „Man muss eine ausreichende Menge verwenden, für den ganzen Körper wären das etwa 30 ml bzw. drei Esslöffel Creme. Meist wird viel zu wenig, ungefähr die Hälfte, genommen.“ Nachcremen ist aufgrund von Schwitzen und Abrieb zirka alle zwei Stunden erforderlich.

Sonnenschutzmittel

Bei Sonnenschutzmitteln kann man zwischen unterschiedlichen Zubereitungsformen wählen. Bei normaler Haut ist eine Lotion, bei fettiger Haut oder Mischhaut ein Fluid, bei trockener Haut eine Creme zu empfehlen. Verwendet man einen Sonnenschutzspray, darf der Sprühnebel nicht in die Atemwege gelangen. Man sollte wasserfeste und schweißresistente Produkte bevorzugen, die frei von augenreizenden Substanzen, Parfum und Duftstoffen sind. Leicht aufzutragende, gut einziehende Mittel erleichtern die Handhabung.

Sonnenschutzmittel verfügen über zwei Arten von Filtern. Chemische bzw. organische Filter dringen in die Haut ein und wandeln die UV-Strahlen in Wärme um. Sonnenschutzmittel mit physikalischem Filter, auch als anorganisch oder mineralisch bezeichnet, bleiben auf der Hautoberfläche und reflektieren die UV-Strahlen. Eine hohe Schutzwirkung – ab Lichtschutzfaktor 30 – wird in der Regel durch eine Kombination verschiedener chemischer und/oder mineralischer UV-Filter erzielt.

Der Lichtschutzfaktor (LSF) bezieht sich ausschließlich auf die Schutzwirkung vor UVB-Strahlen. Ein zusätzlicher Schutz vor UVA-Strahlen – der aber unbedingt zu empfehlen ist – besteht nur, wenn dies auf dem Produkt angegeben ist. Die Auswahl des Lichtschutzfaktors ist abhängig von Hauttyp, Intensität der Sonneneinstrahlung und Aufenthaltsdauer in der Sonne. In der Regel sollte man zu einem Sonnenschutzmittel mit einem LSF von mindestens 30, besser noch von 50+, greifen. Sonnenschutzmittel vertragen keine Hitze, da der Filter dadurch instabil und damit unwirksam wird, Lotionen bzw. Cremen „zersetzen“ sich. Bei abgelaufenen Produkten ist eine ausreichende Wirkung nicht mehr gewährleistet.

Bis zu einem gewissen Grad schützt sich die Haut selbst gegen die gefährliche Wirkung der Sonnenstrahlen. Die natürliche UV-Strahlung regt die Pigmentbildung, also die Bräunung, an. Die Hornhaut verdickt sich und bildet eine Lichtschwiele, deren Schutzwirkung einem LSF von bis zu 5 entspricht. Die vom Hauttyp abhängige Zeitspanne, die man in der Sonne verbringen kann, ohne dass eine Hautrötung auftritt, nennt man Eigenschutzzeit. Diese lässt sich durch die Verwendung von Sonnenschutzmittel verlängern. Am gesündesten ist es, sich ab dem Frühjahr langsam und mit Unterstützung durch Sonnenschutzmittel an die Sonne zu gewöhnen, bis die Haut durch die Bräunung einen gewissen physiologischen Schutz entwickelt hat.

Hautkrebs als Berufskrankheit

In Deutschland ist Hautkrebs – im Unterschied zu Österreich – als Berufskrankheit anerkannt. „BK 5103 Plattenepithelkarzinome oder multiple aktinische Keratosen der Haut durch natürliche UV-Strahlung“ liegt unter den Berufskrankheiten mit 10,7 Prozent aller bestätigten Fälle an dritter Stelle. In der Baubranche handelt es sich um die zweithäufigste Berufskrankheit.

Auch in Österreich hat man in den besonders betroffenen Branchen erkannt, dass die Mitarbeiter:innen vor UV-Strahlung und damit vor zum Teil schweren Erkrankungen geschützt werden müssen. „Im Straßenbau sieht man kaum noch jemanden mit freiem Oberkörper. Es gibt immer mehr temporäre Zelte und Überdachungen, z. B. beim Kanalbau. Unternehmen führen Unterweisungen zum UV-Schutz durch“, nennt Hosemann einige Beispiele. Wichtig sei es, ein Bewusstsein für die Gefahren von zu viel Sonnenstrahlung zu vermitteln, denn dann schütze man sich auch in der Freizeit – und seine Kinder. 

Zusammenfassung

Viele Beschäftigte, vor allem in der Baubranche und in der Landwirtschaft, sind am Arbeitsplatz intensiver Sonnenstrahlung ausgesetzt. UVA- und UVB-Strahlung verursachen Erkrankungen der Augen und der Haut bis zum Hautkrebs. Zur Prävention dienen technische, organisatorische und persönliche Maßnahmen. Nur dadurch können die Risiken durch UV-Strahlung bei Arbeiten im Freien reduziert werden. 


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