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KMU Good Practice

Gelehrte und gelebte Inklusion: „Vielfalt bringt Erfolg!“

Beim Reden kommen die Leute zusammen – und man muss nicht alles alleine lösen. Nach diesem Motto präsentiert sich das soziale Dienstleistungsunternehmen Inclusion24: Inklusion geht nur gemeinsam und gemeinsam kommen die besten individuellen Lösungen zustande. Inclusion 24 wurde 2019 als Tochterunternehmen von Assistenz 24 GmbH gegründet und ist in ganz Österreich tätig. Das Unternehmen wurde in der Kategorie „Vielfalt bringt Erfolg!“ für die Goldene Securitas 2021 nominiert.

Vielfalt bringt Erfolg
© DobrovitsDoPro

Die engagierte gerichtlich beeidete Gebärdendolmetscherin und Geschäftsführerin von Inclusion24, DSA Valerie Clarke MSM, hat sich zum Ziel gesetzt, Firmen in Österreich zu unterstützen, die Menschen mit Beeinträchtigungen einstellen und fördern wollen. Dabei werden Erfahrungen und das Wissen von inklusivem Miteinander, sowohl in der Arbeit als auch im privaten Alltag, geteilt. Dies passiert im Zusammenspiel von Erfahrungsexperten:-expertinnen einerseits und Fach-Expertinnen:-Experten andererseits. Das Team holt Themen wie z. B. Leistungsfähigkeit, ungenutzte Potenziale und Akzeptanz von Menschen mit Behinderung vor den Vorhang. Dieses Engagement wurde 2021 mit einer Nominierung zur Goldenen Securitas 2021 in der Kategorie „Vielfalt bringt Erfolg!“ belohnt. Diesen Preis für Sicherheits- und Gesundheitsschutz in Klein- und Mittelbetrieben vergibt die AUVA gemeinsam mit der WKO alle zwei Jahre. Einreichschluss für die Goldene Securitas 2023 ist der 12. Mai 2023. Mehr unter: auva.at/goldenesecuritas

Ein wichtiger Aspekt bei der Förderung von Menschen mit Behinderungen sind für Inclusion24 Weiterbildungen in Form von barrierefreien Veranstaltungen. Diese sollen einerseits zum Netzwerken anregen, andererseits werden „Train the Trainer“-Kurse angeboten, in denen Multiplikatoren:Multiplikatorinnen ausgebildet werden. Das Spektrum reicht von Sensibilisierungsworkshops, bei denen am Verständnis für Alltagsprobleme und deren Lösungen gearbeitet wird, über Crashkurse für Gebärdensprache, Kurse für den Umgang mit Gehörlosen bis hin zu Rollstuhlparcours. Mit Unterstützung des Vereins „Lichterkette“ werden auch der Umgang mit Menschen mit psychischen Erkrankungen und die Prävention von psychischen Erkrankungen abgedeckt.

Diese Ausbildungen werden vom AMS finanziert – ein Alleinstellungsmerkmal des zertifizierten Ausbildungszentrums Inclusion24. Neben den Kursen müssen die Auszubildenden auch 75 Praxisstunden in unterschiedlichen Organisationen und Vereinen wie z. B. Pflegeheimen oder Kinderbetreuungsstätten absolvieren. Viele der Praktikanten:Praktikantinnen sind äußerst gefragt und bleiben nach Abschluss der Prüfungen, die von Externen abgenommen werden, weiter in diesen Arbeitsstätten. Somit findet bereits während der Ausbildung eine Eingliederung in bestimmte Bereiche des Arbeitsmarktes statt. Der Themenschwerpunkt liegt auf der Suche nach Lösungen und Angeboten für menschenwürdige Lebens- und Arbeitsmöglichkeiten für Menschen mit Beeinträchtigungen. Ein Highlight unter vielen Aktionen war das Event „1st Indoor Inclusion Market“, bei dem mehr als 700 Teilnehmer:innen ihre Erfahrungen in Hinblick auf ein selbstbestimmtes Leben und die damit zusammenhängenden Rahmenbedingungen miteinander austauschen konnten.

Top-Event: „1st Indoor Inclusion Market“

Das erste Event dieser Art bot Kunden:Kundinnen und Klienten:Klientinnen – mit und ohne Behinderung – die Möglichkeit, sich mit unterschiedlichen Institutionen zu vernetzen, die sich mit der Diversity-Dimension Behinderung auseinandersetzen. Ausstellende und Teilnehmende konnten in einem barrierefreien Raum unkompliziert miteinander in Kontakt treten, um neue Synergien zu entdecken. Bei dieser Veranstaltung wurden bereits vorhandene Maßnahmen zur Inklusion aufgezeigt, aber auch verdeutlicht, wo noch Herausforderungen für eine gleichberechtigte Teilhabe liegen.

Insgesamt 96 soziale Institutionen, Firmen und Organisationen aus der Wirtschaft kamen zusammen, um ihre Dienstleistungen und Produkte zu präsentieren. Darüber hinaus wurden gezielt Wirtschaftsbetriebe zum Besuch der Veranstaltung aufgerufen, um zu sehen, wie gelebte Integration funktioniert. So ist es gelungen, unter den 700 Teilnehmenden unterschiedliche Communities, wie Menschen mit Trisomie 21, Rollstuhlfahrende, Blinde, Gehörlose und noch viele mehr zusammenzuführen. 

Geboten wurden Informationsstände aus sämtlichen Sozial- und Sozialwirtschaftsbereichen, Sensibilisierungskurse zu den Themen Psychische Erkrankung und Demenz, ein Rollstuhlparcours, ein Parcours mit Blindenstock, Crashkurse für Gebärdensprache, Interviews und Kurzvorträge zu Themen rund um Arbeitsmarkt und Inklusion, Veranstaltungstipps sowie Musikdarbietungen, Fachvorträge und Diskussionen.

Schwerpunkt der Veranstaltung war die Suche nach Lösungen und Angeboten für menschenwürdige Lebens- und Arbeitsmöglichkeiten und ein nachhaltiges gesellschaftliches und wirtschaftliches Wachstum. Denn die Arbeitslosenquote unter Menschen mit Behinderung ist österreichweit hoch – weit höher als bei Menschen ohne Behinderung. Hauptgründe hierfür sind u. a. fehlende Bildungsmöglichkeiten, Vorurteile, Stigmatisierung und Diskriminierung. Daraus folgen fehlende Berufsmöglichkeiten, Chancenlosigkeit auf dem Arbeitsmarkt und Armut. Die Inclusion24 GmbH sieht es als ihre Aufgabe, das Problem „Kreislauf Armut und Behinderung“ aufzuzeigen und zu beseitigen, indem Unternehmen über die Chancen einer inklusiven Gesellschaft und einer inklusiven Arbeitspolitik informiert und beraten werden. Mit dem „1st Indoor Inclusion Market“ konnte anschaulich gezeigt werden, wie neue Kooperationen und Netzwerke entstehen, um gemeinsam eine inklusive Gesellschaft zu gestalten. 

Inclusion24für mehr Barrierefreiheit 

Viele Menschen denken bei dem Begriff „Barrierefreiheit“ nur an Stufen für Menschen mit Gehbehinderung. Dabei ist das Thema viel breiter. Es geht um einen unbeschwerten Alltag in der eigenen Wohnumgebung, bei der Arbeit und unterwegs. Spontane Teilhabe sollte selbstverständlich sein. Individuelle und bedingungslose Informations- und Bildungsmöglichkeiten für alle Menschen sowie ein uneingeschränkter Zugang zu Ressourcen, insbesondere dem Internet, sollten möglich gemacht werden. 

Inclusion24
© Ariadne Seitz

Die Möglichkeiten, Inklusion und Barrierefreiheit im Alltag zu leben sind vielfältig: Das kann z. B. eine Auffanglinie für blinde Kunden an der Geschäftstüre sein oder Unterlagen in Leichter Sprache, Seminare in einfacher Sprache, die Einbeziehung von Inklusion z. B. in Trainer:innenausbildungen, das Erlernen von Gebärdensprache, das Beiziehen von Dolmetscher:innen, ein barrierefreies WC oder auch das Nutzen digitaler Medien, das Angebot von Homeoffice-Lösungen und das Bereitstellen von Informationen z. B. für Screenreader auf einer Website. Zur Umsetzung bietet Inclusion24 Unternehmensberatung mit Schwerpunkt Inklusion, Erwachsenenbildung mit Fördermöglichkeiten durch AMS oder Waff, Sensibilisierungsworkshops, Unterricht in Gebärdensprache, Workshops zur Selbstentstigmatisierung von Menschen mit psychischen Erkrankungen sowie die Vermittlung von Basiswissen zur digitalen Barrierefreiheit.

Verein Lichterkette

Der gemeinnützige Verein „Lichterkette“ kämpft seit 2018 gegen die Stigmatisierung bei psychischer Erkrankung. Brigitte Heller, Gründerin und Vorsitzende des Vereins, war selbst 15 Jahre im AMS als Beraterin im Bereich der beruflichen Rehabilitation tätig und hat viel Erfahrung als Betroffenenvertreterin von Menschen mit psychischen Erkrankungen. Im Bereich der psychosozialen Behinderung gibt es – aus ihrer Sicht – noch großen Bedarf an gesetzlichen Vorgaben. Denn persönliche Assistenz wird nicht gefördert oder bezahlt. Es kommt zur Diskriminierung aufgrund der Nichtfinanzierung psychischer Behandlungen. 

Verein „Lichterkette“
© DobrovitsDoPro

Als gemeinnütziger Verein ist „Lichterkette“ zwar förderbar, aber selbst nicht in der Lage Schulungen zu diesem Thema durchzuführen, da es schwierig ist Menschen zu finden, die selbst betroffen sind. Daher ist die Inclusion24 GmbH der Schulungsträger und beauftragt und bezahlt mit ihrer Förderung die Leistung in Form von Beratung, Umsetzung und Verwaltung auch mit persönlicher Unterstützung. Einen zweiten Schwerpunkt bilden Online-Angebote für Therapien. Corona hat einen guten Beitrag für den Zugang zum Internet geleistet. Es wurden erstmals Therapien auch online ermöglicht, die von den Krankenkassen finanziert werden. So können wesentlich mehr Menschen behandelt werden. Ein dritter Schwerpunkt liegt im Bereich der Vernetzung von Interessenvertretungen. Diese gibt es seit Jahrzehnten schon in anderen Bereichen, nun soll der Bereich der psychosozialen Behinderungen verstärkt werden. Vierter und letzter Schwerpunkt des Vereins Lichterkette ist der Kampf gegen Selbststigmatisierung durch Schulungen zur Sensibilisierung und zum Umgang mit der eigenen Stigmatisierung sowie zur Zusammenarbeit mit Unternehmen. „Die Workshops befassen sich mit dem Erlernen des Selbstwertes, offen zu seiner psychischen Erkrankung zu stehen, bis hin zu Schulungen aus der Selbsterfahrung“, erzählt Brigitte Heller.

Zusammenfassung

Das soziale Dienstleistungsunternehmen Inclusion24 unterstützt Firmen in Österreich, die Menschen mit Beeinträchtigungen einstellen und fördern. Themen wie Leistungsfähigkeit, ungenutzte Potenziale und Akzeptanz von Menschen mit Behinderung werden beleuchtet. Dieses Engagement wurde mit einer Nominierung zur Goldenen Securitas 2021 in der Kategorie „Vielfalt bringt Erfolg!“ belohnt.


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