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Arbeitsplatz Auto

Entspannt, gesund und sicher ankommen

Abfahrtskontrolle, Fahrtüchtigkeit, Ladungssicherung und richtige Sitzeinstellungen im Pkw – diese Maßnahmen helfen, damit Autofahrer:innen sicher ans Ziel kommen und langfristige gesundheitliche Folgen vermieden werden. Wer beruflich viel mit dem Kfz unterwegs ist, sollte darauf besonderes Augenmerk legen.

ein Autofahrer steht neben seinem Fahrzeug und streckt sich
© Adobe Stock

Viele Menschen verbringen einen großen Teil des Tages hinter dem Lenkrad – sei es auf der Fahrt zum Arbeitsplatz oder im Zuge ihrer Arbeitstätigkeit, aber auch in ihrer Freizeit. Basis für eine sichere Teilnahme am Straßenverkehr bildet die Fahrtüchtigkeit. Zusätzlich gilt es an die eigene Sicherheit und Gesundheit zu denken. Fahrzeuglenker:innen sind mit Ablenkung, Übermüdung und Stress konfrontiert, zusätzlich zeigen sich bei vielen Fahrern:Fahrerinnen, die lange und häufig mit dem Pkw unterwegs sind, langfristige gesundheitliche Folgen – vielfach sind dies Rückenschmerzen. Dieser Artikel gibt einige Tipps, was zu berücksichtigen ist, um entspannt, gesund und sicher ans Ziel zu kommen.

Fahrtüchtigkeit und Ablenkung

Unter Fahrtüchtigkeit versteht man das Vermögen eines:einer Fahrzeuglenkers:-lenkerin, ein Fahrzeug jederzeit sicher zu lenken. Die Bedeutung der Fahrtüchtigkeit wird unter anderem in der Straßenverkehrsordnung (StVO) ersichtlich. Gemäß § 58 der StVO darf ein Fahrzeug nur eine Person lenken, die sich in einer solchen geistigen und körperlichen Verfassung befindet, dass sie ein Fahrzeug zu beherrschen und beim Lenken eines Fahrzeuges zu beachtende Rechtsvorschriften zu befolgen vermag. Einschränkungen der Fahrtüchtigkeit ergeben sich unter anderem durch Ablenkung, Übermüdung, durch Erregungszustände wie Stress, bei einzelnen Erkrankungen sowie durch den Konsum von Substanzen wie Alkohol oder Drogen und Medikamenten, die einen Einfluss auf die Fahrtüchtigkeit haben können.

Im betrieblichen Kontext spielen vor allem Ablenkung, Übermüdung und Stress durch die Arbeitsaufgabe eine wesentliche Rolle. Ablenkung zählt in Österreich zu den Hauptunfallursachen. 2019 ging beinahe jeder dritte Arbeitsunfall als Verkehrsunfall (30,9 %) auf Ablenkung zurück. Eine sehr häufige Form der Ablenkung sind nach wie vor Mobiltelefone.

Weitere Faktoren, die zur Fahruntüchtigkeit führen, sind Übermüdung und Medikamenteneinfluss. Müdigkeit am Steuer wird in der Arbeitswelt durch Schichtarbeit, überlange Arbeitszeiten oder auch Nachtarbeit stark mitbeeinflusst. Statistisch betrachtet wurde jeder zehnte Verkehrsunfall (10,8 %) im Jahr 2019 im Arbeitskontext durch Müdigkeit mitverursacht.

Im betrieblichen Kontext spielen vor allem Ablenkung, Übermüdung und Stress durch die Arbeitsaufgabe eine wesentliche Rolle.

Peter Schwaighofer

Zu den „klassischen“ Einschränkungen der Fahrtüchtigkeit gesellt sich verstärkt in den letzten Jahren der Präsentismus. Darunter versteht man das Verhalten von Mitarbeitern:Mitarbeiterinnen, trotz akuter Krankheit oder bei Krankheitssymptomen am Arbeitsplatz zu erscheinen. Vielfach wird durch Einnahme von Medikamenten versucht, einer Erkrankung entgegenzuwirken. Dabei wird jedoch unterschätzt, dass Erkrankungen und Medikamente die Verkehrssicherheit beeinträchtigen können und somit das Unfallrisiko ansteigt.

Aufmerksamkeit stärken, Ablenkung minimieren

Um Ablenkungen während der Fahrt zu minimieren, sollten vor der Abfahrt das Radio, das Navigationsgerät, die Klimaanlage, diverse Assistenzsysteme sowie die Spiegel eingestellt werden, damit dies nicht während der Fahrt erfolgt. Zusätzlich sollte, selbst mit Freisprecheinrichtung, auf Telefonate während der Fahrt verzichtet werden, da auch durch die gedankliche Ablenkung die Aufmerksamkeit auf das Verkehrsgeschehen massiv reduziert wird. Ein Tipp lautet: Halten Sie für wichtige Telefonate an einem geeigneten Standplatz an.

Um beginnender Müdigkeit entgegenzuwirken, sollten regelmäßige Pausen eingelegt werden. „Power-Naps“ von 10–15 Minuten, Sauerstoff tanken an der frischen Luft, Ausgleichsübungen oder auch leichte Zwischenmahlzeiten mit ausreichender Flüssigkeitszufuhr tragen wesentlich dazu bei, länger aufmerksam zu bleiben. Wenn Fahrten mit Beifahrer:in zurückgelegt werden, kann bei Müdigkeitsanzeichen ein Lenker:innen-Wechsel gemacht werden. 

Abfahrtskontrolle

Um technische Pannen so gut wie möglich ausschließen zu können, ist es wichtig, vor Fahrtbeginn den vorschriftsgemäßen Zustand des Fahrzeuges zu kontrollieren. So ist in § 102 (1) Kraftfahrgesetz festgehalten, dass der:die Kraftfahrzeuglenker:in ein Kraftfahrzeug erst in Betrieb nehmen darf, wenn er:sie sich, soweit dies zumutbar ist, davon überzeugt hat, dass das von ihm:ihr zu lenkende Kraftfahrzeug und ein mit diesem zu ziehender Anhänger sowie deren Beladung den dafür in Betracht kommenden Vorschriften entsprechen. Eine Überprüfung sollte auch nach jeder längeren Lenkunterbrechung erneut erfolgen.

Folgende Punkte sind bei der Abfahrtskontrolle zu berücksichtigen:

  • Gehen Sie einmal rund um den Pkw und schauen Sie, ob das Fahrzeug unbeschädigt ist, alle Leuchteinrichtungen funktionieren und sauber sind, sowie Spiegel und Räder (Zustand der Reifen und Felgen, Profiltiefe, Luftdruck, Radmuttern) funktionstüchtig sind.
  • Machen Sie eine Funktionskontrolle der Bremsanlage, Lenkung, Scheibenwischer und Waschanlage, sowie des Sicherheitsgurts.
  • Prüfen Sie, sofern am Standort zulässig, die Funktion der Hupe.
  • Prüfen Sie, ob Warnwesten, Erste-Hilfe-Kasten bzw. Verbandskasten (auch auf Vollständigkeit prüfen) und Pannendreieck vorhanden sind.
  • Prüfen Sie, ob Ladung und Gepäckstücke ausreichend und richtig gesichert sind.
  • In der kalten Jahreszeit:
    • Prüfen Sie, ob Zubehör wie Eiskratzer, Schneeketten etc. vorhanden und funktionstüchtig sind.
    • Achten Sie darauf, dass nicht nur die Scheiben von Schnee und Eis befreit sind. Auch Dach, Motorhaube und der Kofferraumdeckel müssen schnee- und eisfrei sein.

Ladungssicherung im Pkw

Nicht gesicherte Ladung kann für Lenker:innen und Mitfahrer:innen schnell gefährlich werden. Schon ein nur zwei Kilogramm schwerer, ungesicherter Laptop kann durch eine Vollbremsung bei einer Fahrgeschwindigkeit von 50 km/h Insassen mit einem Gewicht von 100 kg treffen. Dass dabei schwere Verletzungen die Folge sein können, ist offensichtlich. Zusätzlich zur Verletzungsgefahr kommt der Aspekt der Ablenkung durch ungesicherte Gegenstände hinzu, z. B. Mobiltelefone oder Handtaschen, die auf dem Beifahrersitz liegen und in der Kurve oder beim Bremsen verrutschen oder gar hinunterfallen.

Die nach dem Einsteigen passende Sitzeinstellung ist nach einer längeren Fahrt meist nicht mehr optimal, weil der Körper langsam nach unten rutscht.

Julia Lebersorg-Likar

Umso wichtiger ist es, bei jeder Fahrt auf die richtige Ladungssicherung zu achten. Dabei gilt es ein paar Grundsätze zu berücksichtigen. Ladelücken sind zu vermeiden. Basis bildet das Wissen um die Ladungssicherungsmöglichkeiten des Fahrzeuges. Nicht jeder Pkw bietet ausreichend viele Möglichkeiten, Ladung adäquat zu sichern. Sind beispielsweise Zurrpunkte im Kofferraum vorhanden, so sollte man in der Betriebsanleitung ihre Belastbarkeit nachschlagen. Vorsicht gilt bei variablen Kofferraumböden. Vielfach können diese nur geringen Lasten standhalten. Ebenso sind mitgelieferte Sicherungsnetze häufig nur für sehr geringe Ladungsgewichte ausgelegt. Generell lohnen sich Hilfsmittel wie Antirutschmatten oder auch Ladungssicherungsnetze, die dem Gewicht und der Kubatur der Transportgüter entsprechend im Fachhandel erhältlich sind.

ein Coach bespricht eine Schautafel mit einem Fahrer
AUVA-Experte Peter Schwaighofer erklärt die richtige Autositzeinstellung mithilfe der AUVAInfokarte „Car Board Card“. © Richard Reichhart

Müssen schwere Gegenstände transportiert werden, so sollte man die maximal zulässige Zuladung des Fahrzeugs berücksichtigen. Achtung: Auch das Gewicht möglicher Mitfahrer:innen muss dabei eingerechnet werden. Bei schweren Ladungsgewichten sind die Scheinwerfer und auch die Spiegel nachzustellen sowie der Reifendruck zu überprüfen.

Schwere Gegenstände sollten im Kofferraum an unterster Stelle eingeladen und direkt an die Rücksitzwand geschoben werden. Sofern keine Personen auf dem Rücksitz (Fond) mitbefördert werden, können die Rücksitzgurte überkreuzt verschlossen werden – dies erhöht die Stabilität der Rücksitzwand. Oft kann auch der Fußraum im Fond für den Transport von schwereren Gegenständen genutzt werden. 

Ergonomische Aspekte

Die Vermeidung von Beschwerden des Muskel-Skelett-Apparats durch lange Autofahrten beginnt mit einem guten Sitz, der individuell perfekt eingestellt ist. Nicht nur Berufskraftfahrer:innen verbringen täglich viele Stunden hinter dem Lenkrad. Auch für Mitarbeiter:innen im Außendienst oder im Service, für Vielfahrer:innen in unterschiedlichen Branchen ist der Pkw zumindest zeitweise ihr Arbeitsplatz. Doch wie sieht’s da eigentlich mit der Ergonomie aus?

Im Büro tragen der geeignete Sessel, die richtigen Sitzeinstellungen sowie Bewegungspausen zwischendurch zum Schutz des Bewegungs- und Stützapparats bei. Ähnliches gilt für das Sitzen in Fahrzeugen: Auch dort können ein richtig eingestellter Autositz und kurze Übungen Muskel-Skelett-Erkrankungen (MSE) verhindern.

Langes Sitzen ist zur Belastungsart der Körperzwangshaltungen zu zählen. „Die Belastungsart der Körperzwangshaltung berücksichtigt Tätigkeiten mit überwiegenden bzw. langanhaltenden und durch den Arbeitsprozess vorgegebenen Körperhaltungen mit unzureichenden Ausgleichsbewegungen.“ (BAuA 2019) Speziell Fahrer:innen müssen „gezwungenermaßen“ eine Position einnehmen, die durch die Fahrsituation vorgegeben ist. Der Person ist es nur in minimaler Form möglich, ihre Sitzposition während des Fahrens zu verändern. 

Ein ergonomisch gestalteter Arbeitsplatz passt sich an den Menschen an, er unterstützt diesen bei der Arbeitstätigkeit und reduziert Fehlbelastungen, um negativen Beanspruchungsfolgen wie Schmerzen im Bereich des Rückens oder des Schulter-Nacken-Bereichs entgegenzuwirken.

Für lange Autofahrten gilt daher: Ein gut eingestellter Autositz, regelmäßige Pausen und kurze Bewegungsübungen in den Pausen können Verspannungen und Rückenschmerzen verhindern. 

Einstellen des Sitzes

Bei der Einstellung eines Autositzes ist Know-how gefragt. Oft sind jedoch sogar Vielfahrer:innen nicht darüber informiert, welche Möglichkeiten ihr Autositz bietet. Wenn ein:e Arbeitnehmer:in ein Fahrzeug mit einem neuen Sitz erhält, sollte er:sie nicht nur die Bedienungsanleitung bekommen, sondern auch bei der Einstellung des Sitzes unterstützt werden. Der:Die Fahrer:in braucht ausreichend Zeit, um sich mit dem Fahrzeug auseinanderzusetzen, sich zu informieren, ob der Sitz z. B. Seitenwangen oder eine Lordosenstütze hat und welche Einstellungen möglich sind.

Wie man den Autositz richtig einstellt, erklärt die AUVA-„Car Board Card“ anschaulich in acht Schritten. Beginnend beim Abstand zwischen Sitz und Pedalen, über die Einstellung von Rückenlehne, Sitzhöhe und Sitzfläche bis hin zur optimal eingestellten Kopfstütze, Seitenwangen und Lordosenstütze.

ein Finger drückt auf einen Knopf an der Autotüre, die andere Hand hält eine Anleitung
Gute Autositze – wie hier im Bild – verfügen über eine verstellbare „Lordosenstütze“. Individuell eingestellt unterstützt sie den unteren Rücken. © Richard Reichhart

Zudem ist zu beachten, dass die nach dem Einsteigen passende Einstellung nach einer längeren Fahrt meist nicht mehr optimal ist, weil der Körper langsam nach unten rutscht. Dadurch kann sich z. B. die Lordosenstütze plötzlich an der falschen Stelle befinden. Darum sollten die Einstellungen insbesondere bei längeren Fahrten nachjustiert werden – am besten in Kombination mit dem Einlegen einer kurzen Bewegungspause

Spiegel richtig justieren

90 % aller Informationen im Straßenverkehr nehmen wir mit den Augen wahr. Die Einstellung der Außenspiegel und des Rückspiegels ist daher wesentlich. Die Anpassung der Spiegel kann jedoch erst nach der Sitzeinstellung erfolgen, da die Sitzposition Einfluss auf die Sicht in die Spiegel hat.

Die Außenspiegel sollten, bei normaler Sitzposition und geradem Blick, so ausgerichtet sein, dass darin möglichst wenig vom eigenen Fahrzeug zu sehen ist. Als Anhaltspunkt für die vertikale Einstellung der Außenspiegel dient der Horizont: Die Horizontlinie sollte bei einem eben abgestellten Fahrzeug etwas über der Mitte Spiegels zu sehen sein.

Der Rückspiegel ist dann richtig eingestellt, wenn der:die Fahrer:in bei normaler Sitzposition mittig nach hinten sehen kann. Vertikal sollte der Spiegel so eingestellt werden, dass möglichst wenig vom eigenen Fahrzeug und möglichst viel vom Verkehrsraum hinter dem Fahrzeug eingesehen wird.

Komm gut an!  So unterstützt die AUVA:

  • AUVA-Seminar „Sicher und gesund am Arbeits-platz Pkw“. Anmeldung unter www.auva.at/komm-gut-an (Rubrik Betriebe > Schulung).
  • AUVA-Infokarte „Car Board Card“, Bestellung unter www.auva.at/komm-gut-an (Rubrik Betriebe > Publikationen)

Zusammenfassung

Für viele Arbeitnehmer:innen ist das Auto ihr Arbeitsplatz. Daraus ergeben sich eigene Herausforderungen für den Sicherheits- und Gesundheitsschutz. Diese reichen von Ablenkungsfaktoren bis hin zur Problematik Übermüdung und Stress über unzureichende Ladungssicherung bis hin zu negativen Auswirkungen auf den Bewegungs- und Stützapparat durch langes Sitzen oder falsche Sitzeinstellungen. Der Autor und die Autorin geben Tipps für Präventionsmaßnahmen. 


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