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Alternsgerechtes Arbeiten im Generationendialog

Ein älterer Mann in einem Chefsessel und ein jüngerer Mann reden vor einem Computer miteinander.
© DobrovitsDoPro

Die Kategorie „Vielfalt bringt Erfolg“ der Goldenen Securitas rückt Unternehmen in den Fokus, die in ihrer Personalauswahl auf Vielfalt achten: Vielfalt an Fähigkeiten und Kenntnissen, an Kulturen und Sprachen, an Alter und Bedürfnissen etc., ganz nach dem Motto „Je vielfältiger, desto besser“. Die Raiffeisenbank Längenfeld fördert die Altersvielfalt in ihrem Betrieb. Ein Generationendialog soll das gute Miteinander zwischen Jung und Alt ermöglichen. Hürden, die zwischen unterschiedlichen Altersgruppen bestehen, können so beseitigt werden. Wertvolles Fachwissen älterer Mitarbeiter:innen wird an die junge nachfolgende Generation in kleinen Teams in – sehr persönlichen – Gesprächen weitergegeben. Damit wird das Bewusstsein für Generationsunterschiede, für die Stärken, aber auch für die Bedürfnisse beider Seiten geschärft und der bewusste, respektvolle Umgang miteinander gefördert und erfolgreich gelebt. 

Mit Analyse zum Wissenstransfer

In einem ersten Schritt wurde analysiert, welche Personen aus der Bank ausscheiden werden, zu welchem Zeitpunkt dies geschehen wird und wie die Nachbesetzung geplant ist. In diesem Zusammenhang wurde untersucht, welche Qualifizierungs- und Weiterbildungsmaßnahmen für die Nachrückenden erforderlich sind. Insbesondere beschäftigte die Unternehmensführung die Frage, wie das implizite Wissen, das in der Bank über viele Jahrzehnte aufgebaut worden ist, für die Zukunft erhalten werden kann. Die Antwort brachten eine Analyse und Workshops. Zunächst wurde identifiziert, welche Mitarbeiter:innen ihr Wissen an welche Nachfolger:innen weitergeben sollen. Es wurden Teams – bestehend aus Übergeber:in und Übernehmer:in – gebildet. Diese haben in gemeinsamen Workshops die Übergabe der Kunden:Kundinnen und der dazugehörenden Informationen organisiert. Erstmalig wurde Altersteilzeit eingeführt. 

Zwei Frauen stehen lächelnd an einem Tisch, davor befindet sich ein Mann
Die Höhe der Schalterarbeitsplätze wurde im Zuge der Ergonomieberatung angepasst. © DobrovitsDoPro

Erfolgreiche Demografieberatung

Mitarbeiter:innen verschiedenen Alters haben oft unterschiedliche Anliegen, Kommunikationswege und Bedürfnisse. Damit alle Potenziale richtig eingesetzt werden, erarbeiteten Consulter:innen der „Demografieberatung für Beschäftigte und Betriebe“ gemeinsam mit der Raiffeisenbank Längenfeld punktgenaue Maßnahmen für die nachhaltige Stärkung einer generationengerechten Zusammenarbeit und einer wertschätzenden Teamkultur. Die Demografieberatung will Unternehmen darin unterstützen, nachhaltig wettbewerbsfähig zu bleiben und ein krisensicheres Arbeitsfeld zu schaffen. Das kostenfreie Angebot lief von 2017 bis 2022 und wurde zu 100 Prozent aus Mitteln des ESF (Europäischer Sozialfonds) und des BMA (Bundesministerium für Arbeit) finanziert. Von diesem Angebot der individuellen Begleitung profitierte auch die Raiffeisenbank Längenfeld. Die Demografieberatung unterstützte in den Bereichen Wissenserhalt im Betrieb, Mobile Working, alter(n)sgerechtes Arbeitsfeld sowie Nachfolgemanagement und erfolgreiche Führung.

Dass das genaue Wissen um die aktuelle und zukünftige Altersstruktur im eigenen Unternehmen auch die Wettbewerbsfähigkeit und die Beschäftigung im Betrieb steigert, bemerkte vor allem Dipl.-BW Harald Loehner, ehemaliger Vorstand und Geschäftsleiter der Raiffeisenbank Längenfeld: „Wir haben mit der Demografieberatung begonnen, die altersbedingte Veränderung des Personalstandes in der Bank in den kommenden Jahren sichtbar zu machen. Als nächstes haben wir die Wertesysteme der verschiedenen Generationen herausgearbeitet und dadurch Verständnis für einen unterschiedlichen Sprachgebrauch geschaffen. Gerade in der durch Covid-19 bedingten Krise war und ist dieses Verständnis sehr hilfreich für die Zusammenarbeit der Teams, die teilweise getrennt arbeiten mussten (Homeoffice). Zuletzt haben wir das vorhandene implizite Wissen in der Bank analysiert und sind dabei, mit den daraus abgeleiteten Maßnahmen dieses Wissen auch über die nächsten Generationen in der Bank zu bewahren.“

Ein Gebäude mit der Aufschrift Raiffeisenbank
Außenansicht der Bankfiliale © DobrovitsDoPro

Alternsgerechtes Arbeiten

Alternsgerechte Gestaltung von Arbeitsplätzen heißt, für alle Altersgruppen im Unternehmen – von jungen bis zu langjährigen und erfahrenen Beschäftigten – die richtigen Maßnahmen zu setzen. Ziel ist es, die Arbeitsfähigkeit ein ganzes Arbeitsleben lang zu fördern und damit auch die Wettbewerbsfähigkeit des eigenen Betriebs zu erhöhen. So können Fluktuationen und Ausfälle vermieden werden. Damit dies gelingt, müssen ein gutes Arbeitsumfeld und optimal gestaltete Arbeitsplätze geboten werden.

Darüber hinaus ist eine vorurteilsfreie Haltung gegenüber den verschiedenen Generationen von großer Bedeutung. In der Führung kommt es darauf an, individuelle Stärken und die Motivation zu fördern, um zu verhindern, dass Mitarbeiter:innen unter ihren Möglichkeiten arbeiten und unternehmerische Erfolge von vornherein eingeschränkt werden. Führungskräfte sollten um den körperlichen und geistigen Umbau des Menschen im Laufe des Älterwerdens wissen. Körperliche Belastungen wie das Heben und Tragen von schweren Lasten oder lange Arbeitszeiten und Nachtarbeit können früher zu Überbeanspruchungen führen – wobei dies sehr von der individuellen Konstitution der Person abhängt. Auch die geistigen Fähigkeiten verändern sich im Alter, ohne jedoch an Qualität zu verlieren. Es verändert sich die Art der Intelligenz. Bei Jüngeren spricht man von fluider Intelligenz – sie arbeiten schnell und eignen sich rasch neues Wissen an. Bei Älteren spricht man von kristalliner Intelligenz. Sie lernen zwar langsamer, verknüpfen aber effizient vorhandenes Wissen mit neuen Erfahrungen. Sie lösen schwierige Aufgaben oft schneller als jüngere Kollegen:Kolleginnen, weil sie vernetzt und assoziativ denken. Mit dem Älterwerden nehmen soziale Kompetenzen zu. Dabei handelt es sich etwa um Verantwortungsbewusstsein, soziale Kommunikation und einen ganzheitlichen Blick.

Ergonomieberatung der AUVA

Ein großes Anliegen der Geschäftsführung der Raiffeisenbank Längenfeld war es – zusätzlich zum Generationendialog unter den jüngeren und älteren Mitarbeitern:Mitarbeiterinnen – auch ergonomische Verbesserungen an jedem einzelnen Arbeitsplatz vorzunehmen und so zur Vermeidung von Muskel-Skelett-Erkrankungen beizutragen. Um den Bedürfnissen aller Mitarbeiter:innen gerecht zu werden, wurde mithilfe der AUVA eine alter(n)sgerechte Ergonomieberatung durchgeführt. Im Zuge der AUVA-Beratung wurden die Arbeitsplätze analysiert und die Anliegen der Mitarbeiter:innen besprochen. Die anschließenden Maßnahmenempfehlungen wurden dokumentiert. Daraufhin wurden die Arbeitshöhen von Schalterarbeitsplätzen angepasst, ergonomische Mäuse, Fußstützen, Ergo-Pulte und höhenverstellbare Schreibtische angeschafft. 

Im Fokus standen aber auch Verbesserungen der Lichtverhältnisse bzw. der Beleuchtung an den jeweiligen Arbeitsplätzen, um damit besseres Sehen für jede:n zu ermöglichen. Gerade ältere Arbeitnehmer:innen haben nachweisbar einen erheblich größeren Lichtbedarf. Es ist daher sinnvoll, die Beleuchtungsstärke zu erhöhen, um älteren Menschen dabei zu helfen, die altersbedingten Verluste bei der Beleuchtungsstärke der Netzhaut auszugleichen und so die Sehleistung deutlich zu steigern. Doch nicht nur eine optimale Beleuchtung am Bildschirmarbeitsplatz – mit einer Beleuchtungsstärke von 500 Lux (erforderlich) bis 1.000 Lux (modifiziert), der passenden Lichtfarbe (Empfehlung ca. 4000 K) und dem richtigen Kontrast zwischen Bildschirm und Umgebung – ist ein wichtiger Aspekt. Auch die Anordnung der Beleuchtungskörper ist zu beachten. Aus diesem Grund wurden Lichtquellen seitlich der Bildschirme angebracht, um Blendungen zu vermeiden. 

Die empfohlenen höhenverstellbaren Schreibtische werden von der Belegschaft sehr gut angenommen. Auch die ergonomische Empfehlung, das Arbeiten im Sitzen immer wieder zu unterbrechen, wird beherzigt. So ist es empfehlenswert, maximal 60 Prozent der Arbeitszeit sitzend zu verbringen und so oft wie möglich, mindestens aber 10 Prozent der Zeit zu gehen und während der restlichen Zeit im Stehen zu arbeiten. Für das Arbeiten im Stehen eignen sich Stehtische, Stehpulte, Container und Schränke in Stehhöhe. Außerdem besteht die Möglichkeit, mittels Auflagen vorhandene Tische zu erhöhen. 

Goldene Securitas 2023

Die „Goldene Securitas“ wird von der AUVA und der WKO alle zwei Jahre vergeben. Prämiert werden Klein- und Mittelbetriebe, die auf dem Gebiet der Sicherheit und des Gesundheitsschutzes sowie der Erhaltung der Arbeitsfähigkeit vorbildliche Maßnahmen setzen. Die Auszeichnung wird in den drei Kategorien „Sicher und gesund arbeiten“, „Innovativ für mehr Sicherheit“ und „Vielfalt bringt Erfolg!“ vergeben. Die nächste Verleihung findet 2023 statt.

Machen Sie mit! Alle Informationen zur Einreichung sowie Videos der ausgezeichneten und nominierten Lösungen aus KMU der letzten Jahre finden Sie unter: www.auva.at/goldenesecuritas 

Einreichschluss ist der 12. Mai 2023!

Zusammenfassung

Die Raiffeisenbank Längenfeld (Tirol) fördert alternsgerechtes Arbeiten, den Wissenstransfer sowie den bewussten respektvollen Umgang zwischen ihren jungen und älteren Beschäftigten. Vielfältige Maßnahmen wie eine Demografieberatung, ein Generationendialog, die Einführung der Altersteilzeit sowie ergonomische Verbesserungen wurden umgesetzt. Das Ötztaler Unternehmen erhielt für diese Initiative eine Nominierung zur Goldenen Securitas 2021. 


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