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ÖPC

Berufliche und sportliche Karriere mit der Michelangelo-Hand

Der begeisterte Snowboarder Patrick Mayrhofer erlitt 2008 bei der Arbeit einen Stromschlag, als er auf der Baustelle in einem Zementwerk in Niederösterreich in einen 6000-Volt-Stromkreis geriet. Durch den Einsatz der mechatronischen Michelangelo-Hand konnte er für Österreich an den Paralympics 2018 teilnehmen und die Silbermedaille im Snowboarden gewinnen.

Porträtfoto des strahlenden Siegers
© ÖPC_GEPA

Ein Kollege des gelernten Elektrotechnikers setzte irrtümlich eine Leitung falsch und damit Mayrhofers linke Hand unter Strom. Er erlitt drittgradige Verbrennungen und verlor an der rechten Hand den Daumen und Mittelfinger. Der linke Unterarm war unbrauchbar, Nerven, Muskeln und Sehnen an der linken Hand waren ohne Funktion und Gefühl. Nach reiflicher Überlegung entschied sich der gebürtige Oberösterreicher zu einer Amputation. Zunächst musste er etliche Hürden nehmen.

Die Michelangelo-Hand

Nach einem Testverlauf war sein behandelnder Arzt Oskar Aszmann von der MedUni Wien optimistisch: „Wir haben Patrick die auf einem Tisch stehende Hybrid-Prothese angepasst, um ihm zu vermitteln, was die Hand für ihn kann.“ Dabei steuern Muskelimpulse die künstliche Hand. Als klar war, dass der Patient mit der bionischen Hand besser zurechtkommen würde als mit der eigenen, wurde der Amputationswunsch ein Fall für die Ethikkommission. Diese gab grünes Licht für die Operation. „Die Prothese konnte öffnen und schließen, während meine eigene Hand nur leicht zuckte“, erinnert sich Mayrhofer. Es sei schon ein drastischer Schritt, ein Körperteil durch ein Stück Technik zu ersetzen, „aber es hat geklappt“.

Die Michelangelo-Hand ist eine myoelektrische Handprothese, das heißt, zwei Elektroden liegen auf dem Unterarm an. Wenn Mayrhofer an eine Auf- oder Zu-Bewegung der Hand denkt, zuckt der Muskel unter der Haut. Es entsteht eine Spannung, die von den Elektroden verstärkt und als Steuersignal für die Prothese verwendet wird. Mayrhofer muss dabei aktiv an die Bewegung denken: „Nur im Gehirn daran zu denken, ist zu wenig. Ich muss den Muskel aktivieren.“ Nach Amputation und Reha wurde ihm die weltweit erste bionische Prothese, die von Ottobock stammt, angepasst. Durch die AUVA und die Rehazentren wurden Rehabilitationsmöglichkeiten geschaffen und die Integration in die Arbeitswelt ermöglicht. Mayrhofer: „Für Betroffene wie mich sind die Leistungen, die die AUVA erbringt, enorm wichtig. Durch die erstklassige Versorgung war es mir weiterhin möglich, einen Beruf auszuüben und auch im Sport erfolgreich zu sein. Die AUVA bietet Absicherung, wenn etwas passiert. Niemand erleidet absichtlich einen Arbeitsunfall. Mit einer schweren Behinderung braucht man diese Sicherheit und Unterstützung.“

Paralympics-Silber zehn Jahre nach Unfall

Nach dem Besuch einer Prothetik-Messe 2011 entschied er sich zehn Jahre nach dem Unfall, bei den Paralympischen Winterspielen 2018 in Pyeongchang teilzunehmen. Er gewann die Silbermedaille im Snowboarden und damit die erste Paralympics-Medaille für Österreich in dieser Sportart. Nach einem schwerwiegenden Schienbeinkopfbruch zog sich der zweifache Familienvater 2019 vom Leistungssport zurück und ist jetzt als App-Entwickler und Prothesentester bei Ottobock tätig. Die Zukunft der Prothesentechnik ist äußerst spannend. Ziel ist es, Gliedersatz und Knochen künftig mittels Titanstift zu verbinden. Zum anderen plant Ottobock die Konstruktion von temperatur- und druckempfindlichen Prothesen zur Wiedergewinnung der authentischen Wahrnehmung.


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