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Komm gut an!

Psychologische Betreuung nach Unfällen

Ein Unfall ist für Beteiligte, aber auch für Augenzeugen: -zeuginnen, Kollegen:Kolleginnen und Angehörige ein belastendes Ereignis. In psychischer Erster Hilfe geschulte Personen können sofortige Unterstützung bieten. Nach der Ersthilfe sollte für eine individuelle Betreuung die Übergabe an professionelle Notfall­psychologen:-psychologinnen erfolgen.

ein Unfall mit PKW und LKW
© Adobe Stock / .shock

Seit der Gründung des Psychologischen Akutservice 1992, der Krisenintervention des Roten Kreuzes und des Notfallpsychologischen Dienstes Österreich (NDÖ) 1999 hat sich die Unterstützung und Behandlung von Unfallopfern, deren Angehörigen, Kollegen:Kolleginnen und Augenzeugen:-zeuginnen stark weiterentwickelt. Da anfänglich Personal mit qualifizierter Ausbildung fehlte, wurden Peer-Systeme („Kollegen-:Kolleginnen­betreuung“) oder die Krisenintervention durch Seelsorger:innen bzw. geschulte Laien eingesetzt.

Klinische Psychologen:Psychologinnen spezialisierten sich durch die Zusatzausbildung Notfallpsychologie als professionelle Fachkräfte. Zusätzlich wurden immer mehr Menschen in psychischer Erster Hilfe geschult, um als Ersthelfer:innen unter anderem die richtigen Worte zu finden. Nach der Ersthilfe sollte die Übergabe an professionelle Notfallpsychologen:-psychologinnen erfolgen, welche nach fachlicher Diagnostik individuelle Maßnahmen setzen.

Unfälle im Schwerverkehr

Bei Arbeitsunfällen im Schwerverkehr unterscheiden sich die notfallpsychologischen Maßnahmen wenig von denen in anderen Bereichen. Ein Sonderfall ist der Busverkehr, da der:die Fahrer:in durch das Verantwortungsgefühl für seine Passagiere:Passagierinnen zusätzlich belastet wird. Schuldgefühle treten oft auch nach unverschuldeten Lkw-Unfällen mit Personenschaden auf. Notfallpsychologen:-psychologinnen bearbeiten diese mit psychoedukativen, erklärenden und kognitiven Ansätzen. Besonders hartnäckig können Effekte nach Unfällen sein, die sich als „Suizid durch Lkw“ herausstellen.

Neben diesen konzeptuellen Schuldgefühlen muss bei einem:einer Unfallverursacher:in  auch die faktische Schuld bearbeitet werden. Die Wiederherleitung von Unfallabläufen durch hypno-suggestive Verfahren oder andere Methoden soll belastendes Gedankenkreisen beenden.

Bei Gewalterlebnissen kann eine Betreuung vereinzelt bis zur juristischen Aufarbeitung notwendig sein. Das richtige Bearbeiten der vorhandenen Emotionen trägt zur effizienten Bewältigung bei und ist ein wichtiger Faktor in der Prävention von Folgeunfällen.

Die AUVA und der NDÖ bemühen sich um einen Ausbau der Schulungen und Konzepte im Bereich psychische Erste Hilfe und Notfallpsychologie, denn der Nutzen spricht klar für eine rasche notfallpsychologische Intervention nach schweren Unfällen. Der NDÖ hofft, nach Kooperationsvereinbarungen mit den meisten größeren Bauunternehmungen, auch seitens der Transportwirtschaft auf verstärktes Interesse.

AUVA-Beratungsangebot

Im beruflichen Alltag kann jede:r mit plötzlich auftretenden Notfallsituationen wie schweren Arbeitsunfällen, medizinischen Notfällen, Großschadensereignissen oder gewalttätigen Übergriffen konfrontiert werden. Reichen die bisherigen Bewältigungsstrategien zur Verarbeitung nicht aus, ist eine rasche psychosoziale Unterstützung wichtig, um die Wahrscheinlichkeit negativer gesundheitlicher Folgen zu reduzieren.

Die AUVA unterstützt Betriebe und Bildungseinrichtungen im Rahmen einer Beratung zur Entwicklung eines notfallpsychologischen Betreuungs­konzepts. Je besser man auf unvorhergesehene kritische Ereignisse vorbereitet ist, desto schneller und besser können Unterstützungsmaßnahmen greifen.

Das Konzept regelt die Kommunikation im Notfall und legt die Organisation der Betreuung vom Notfall Betroffener bis zum Eintreffen psychosozialer Fachkräfte fest. Es werden Führungskräfteschulungen organisiert und die Integration der Notfallplanung in die Systeme des Arbeitnehmer:innenschutzes festgelegt. Mitarbeiter:innen werden in psychosozialer Erster Hilfe geschult, um Betroffene in der Akutphase unterstützen zu können, bis professionelle Hilfe zur Verfügung steht.

Von einem Notfall betroffen sind nicht nur die unmittelbar involvierten Personen, z. B. Unfall- oder Gewaltopfer, sondern auch Anwesende wie beobachtende Kollegen:Kolleginnen sowie Personen aus dem sozialen Umfeld der unmittelbar Involvierten, etwa benachrichtigte Angehörige oder Kollegen:Kolleginnen. Dies ist bei der Planung zu berücksichtigen, damit im Fall eines kritischen Ereignisses alle Betroffenen die notwendige Unterstützung erhalten.

Bei Interesse an einer Beratung zur Entwicklung eines notfallpsychologischen Betreuungskonzepts wenden Sie sich bitte an uns unter: notfallpsychologie@auva.at

Quellen/Literatur

Hausmann, C. (2016). Interventionen der Notfallpsychologie. Wien: Facultas.
Lasogga, F. & Gasch, B. (2008). Notfallpsychologie. Lehrbuch für die Praxis. Berlin, Heidelberg: Springer.

Zusammenfassung

Bei Unfällen im Schwerverkehr können in psychischer Erster Hilfe geschulte Personen sofort Unterstützung leisten. Der Notfallpsychologische Dienst Österreich bietet eine rasche Diagnostik und Betreuung durch professionelle Notfallpsychologen:-psychologinnen an, die entscheidend für die Hilfe zur Selbsthilfe und für die Verhinderung von Folgeproblemen sein können.


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