Bau
Erfolg durch Erfahrung
Ulrike Doppler berichtet von ihrem Alltag als Sicherheitsfachkraft in einem Bauunternehmen – von Gefahren, Veränderungen und persönlichen Erfolgsmomenten. Die Oberösterreicherin, die zuvor fast zwanzig Jahre lang als Bauleiterin tätig war, kennt die Branche mit all ihren Herausforderungen.
Frau Doppler, Sie haben im elterlichen Bauunternehmen gearbeitet und waren Projektleiterin in verschiedenen Bauunternehmen. Wie wichtig waren diese Erfahrungen, um jetzt als Sicherheitsfachkraft erfolgreich zu sein?
In einem Familienbetrieb macht man von der Akquise bis zur Abrechnung alles. Da sind Planung und Bauleitung genauso wichtig wie der Überblick über die Kosten. Und man ist sieben Tage die Woche greifbar, versteht sich als Dienstleister. Ich konnte mir damit enormes Wissen aneignen, praktische Erfahrungen sammeln und Menschenkenntnis gewinnen. All das hilft mir jetzt, um fachlich und persönlich auf Augenhöhe mit den Kollegen:Kolleginnen, Vorgesetzten oder externen Partnern zu kommunizieren.
Wie schaut ein typischer Arbeitstag für Sie aus? Was sind die Schwerpunkte und wo sehen Sie die größten Herausforderungen?
Als Sicherheitsfachkraft bei der Swietelsky AG betreue ich an 22 Standorten in Oberösterreich unterschiedlichste Baustellen mit sich laufend ändernden Gefahren. Trotz Routineaufgaben und standardisierter Prozesse ist kein Tag wie der andere. Jede Baustelle ist ein Unikat. Dadurch bleibt der Job interessant und abwechslungsreich, gleichzeitig auch herausfordernd. Gerade bei der Arbeitssicherheit gibt es immer Gestaltungsraum, um mitzuwirken und gemeinsam etwas zu verbessern. So kann bei Begehungen auf Baustellen vieles gleich direkt geklärt werden. Und auch bei Schulungen, Unterweisungen oder der Einarbeitung neuer Mitarbeiter:innen unterstütze ich gerne. Das ist aufgrund der unterschiedlichen Nationalitäten, Sprachen und kulturellen Hintergründe immer wieder spannend.
Wo liegen die Gefahren auf der Baustelle, worauf achten Sie besonders?
Die Unfallzahlen im Unternehmen sinken seit Jahren kontinuierlich, auch jene der schweren Unfälle. Wir liegen damit unter dem Branchenschnitt und freuen uns, wenn wir mit unserer Arbeit zu mehr Risikobewusstsein und der Einhaltung von Sicherheitsmaßnahmen beitragen können.
Unfälle passieren leider immer wieder, vor allem bei der Arbeit mit Maschinen oder Geräten, oder wenn jemand stürzt beziehungsweise stolpert. Bei den Begehungen entwickelt man rasch einen Blick für potenzielle Gefahrenstellen und ob etwas optimiert werden kann. Wir schulen regelmäßig den sicheren Umgang mit Maschinen und motivieren die Kollegen:Kolleginnen immer wieder, ihre persönliche Schutzausrüstung zu verwenden.
Welche Fähigkeiten braucht eine Sicherheitsfachkraft?
Natürlich braucht man Fachkompetenz, um ernst genommen zu werden. Also fachliches Wissen über Bauwesen und Arbeitssicherheit, technisches Verständnis und Baustellenerfahrung. Gleichzeitig sind unternehmerische Eigenschaften wie Weitblick, Durchsetzungsvermögen und Vorbildwirkung von Vorteil. Ich bin eine serviceorientierte Unterstützerin im Hintergrund, die mit Empathie und manchmal auch Humor auf Probleme eingehen und Lösungen anbieten kann. Denn eine Umsetzung funktioniert dann gut, wenn Erfahrung, Ideen und Wissen aller im Team ernst genommen werden und gemeinsam gearbeitet wird. Grundvoraussetzung dafür ist für mich die Wertschätzung für den anderen. Das Interesse an seiner Arbeit. Und dass die Sinnhaftigkeit von Vorschriften und die Notwendigkeit von Gesetzen verstanden werden. Manchmal überzeugen emotionalisierende Beispiele, die wirken nachhaltig(er).
Wie sehen Sie aktuelle Entwicklungen beim Klima oder die Digitalisierung und deren Auswirkungen auf die Arbeitssicherheit in der Baubranche?
Die Digitalisierung erleichtert auch uns Abläufe und die Umsetzung von Projekten. Gleichzeitig muss immer alles schneller gehen und die Auseinandersetzung mit neuen Tools braucht Zeit. Da gilt es, auch im Hinblick auf unsere mentale Gesundheit, die notwendige Balance zu finden. Wie beim Handy. Die ständige Erreichbarkeit ist hilfreich, verursacht aber auch Stress und vor allem Ablenkung. Das sehe ich als eine wachsende Gefahr am Bau, ebenso wie die Hitze und den damit verbundenen zunehmenden Steinschlag, insbesondere im Tunnel- und Tiefbau.
Was schätzen Sie besonders an Ihrer Arbeit, was motiviert Sie?
Ich mag die Abwechslung von interessanten Baustellen, Projekten mit sich ändernden Herausforderungen und den Kontakt zu unterschiedlichsten Menschen. Ich freue mich, wenn ich etwas bewirken kann und ein Ergebnis, eine Verbesserung sichtbar wird. Und ich schätze die flexible Arbeitseinteilung, damit ich auch schnell reagieren oder vor Ort sein kann. Dann freut mich positives Feedback der Kollegen:Kolleginnen, das Interesse und die Wertschätzung, die einem entgegengebracht wird. Oder auch ein einfaches Danke. ●
Zusammenfassung:
Ulrike Doppler war viele Jahre als Bauleiterin tätig. Die gesammelte Erfahrung und Fachkompetenz kommen ihr in ihrer jetzigen Rolle als Sicherheitsfachkraft in der Baubranche zugute. Im Interview berichtet sie von den Gefahren, den Veränderungen und persönlichen Erfolgsmomenten in ihrem Alltag. ●