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Person im Schnee befestigt den Kinnriemen eines Skihelms.
© Adobe Stock / Rido

Sicherheitstechnische Prüfstelle

Skihelme müssen einiges aushalten können

Bald startet wieder die Skisaison. Zu den gefährlichsten Verletzungen auf der Piste zählen Kopfverletzungen. Damit Skihelme den notwendigen Schutz bieten, müssen sie bestimmten Normen entsprechen. Die Sicherheitstechnische Prüfstelle der AUVA prüft Ski- und Snow­board­helme auf ihre Sicherheit gemäß EN 1077.

Ein Skihelm muss einiges aushalten. Der wichtigste Aspekt ist die Stoßdämpfung. Diese gewährleistet bei einem Aufprall die Aufnahme eines Teiles der Energie. Bei vielen Skihelmmodellen kommt Polystyrol als dämpfender Werkstoff zum Einsatz. Jedes Modell muss auf seine Stoßdämpfung (EN 1077 5.5) geprüft werden. Dabei darf bei einer Aufprallgeschwindigkeit von 5,42 m/s (= 19,5 km/h) die maximale Beschleunigung, die auf den Kopf wirkt, in der Spitze nicht mehr als das 250-Fache der Erdbeschleunigung betragen. Diese Prüfung wird unter verschiedenen Bedingungen durchgeführt: bei höheren Temperaturen (20 °C), niedrigeren Temperaturen (–25 °C) sowie nach einer UV-Bestrahlung (künstliche Alterung).
Ein weiteres Sicherheitskriterium bei Skihelmen ist die Durchdringungsfestigkeit (EN 1077 5.6). Für die Prüfung wird ein konischer Schlagkörper („Metallspitz“) mit einer Geschwindigkeit von 3,84 m/s (13,82 km/h) bei Klasse A bzw. 2,71 m/s (9,75 km/h) bei Klasse B auf den Helm fallen gelassen. Es darf dabei nicht zum Kontakt mit dem Prüfkopf kommen.
Neben der höheren Durchdringungsfestigkeit decken Klasse-A-Helme außerdem einen größeren Bereich des Kopfes ab. Es ist deshalb ratsam, beim Kauf zu einem Helm der Klasse A zu greifen.
Überprüft wird auch die Funktionstauglichkeit der Trageeinrichtung (EN 1077 5.7). Nach dynamischer Belastung des Kinnriemens mit 10 kg aus 200 mm Fallhöhe wird sowohl die Spitzendehnung als auch die bleibende Dehnung des Kinnriemens gemessen. Anschließend wird überprüft, ob sich das Verschlusssystem noch öffnen lässt.

Schutzhelm liegt zu Testzwecken in einer Prüfkammer.
Um die Schutzwirkung unter unterschiedlichen Bedingungen sicherzustellen, werden Skihelme bei Hitze, Kälte und nach UV-Bestrahlung auf ihre Sicherheit geprüft © AUVA/Richard Reichhart


Information
Die Sicherheitstechnische Prüfstelle (STP) der AUVA führt Produkt- und Personenzertifizierungen durch. Das Aufgabengebiet umfasst unter anderem Prototypentests von persönlicher Schutzausrüstung (PSA) wie Sicherheitsschuhen, Helmen, Schutz gegen Absturz, Gehörschutz und Schutz gegen Kettensägenschnitte. Das Prüfteam besteht aus erfahrenen technischen und CEN-Experten:-Expertinnen, die umfassende Kenntnisse über Prüfverfahren und Produktzertifizierung gewährleisten.

Kontakt
IZ NÖ-Süd, Straße 15, 
Objekt 77/Stiege 2/1. Stock
2351 Wiener Neudorf
Telefon: +43 59393-21776
E-Mail: STP@auva.at
auva.at/stp

Bei der Überprüfung der Wirksamkeit des Tragesystems (EN 1077 5.8) geht es darum, ob der Helm bei korrektem Sitz am Prüfkopf bei Belastung von diesem abgleiten kann. Dazu wird eine dynamische Zugkraft (10 kg aus 175 mm Fallhöhe) über eine Umlenkrolle auf der Hinterseite des Helmes aufgebracht. Der Helm darf bei dieser Prüfung nicht vom Prüfkopf abgleiten.
Auch bei Helmen gibt es laufend neue Entwicklungen – aktuell etwa rund um die Rotationsdämpfung. Hintergrund ist, dass es trotz Helmen zu Schädel-Hirn-Traumata kommen kann, wenn der Kopf bei einem Sturz höheren Rotationskräften ausgesetzt ist. Um diese zu verhindern, gibt es Systeme, die diese Rotationskräfte auf den Kopf abmildern sollen. Als Beispiel ist MIPS zu nennen, ein System, das mittlerweile in vielen Rad- oder Skihelmen zum Einsatz kommt. Eine Prüfung der Rotationsdämpfung ist derzeit nicht verpflichtend, seit diesem Jahr kann man seine Helme allerdings nach EN 17950 auf diese Eigenschaften hin prüfen lassen. ●


Zusammenfassung:
Damit ein Skihelm vor Verletzungen schützt, muss er einiges aushalten. Geprüft werden unter anderem die Stoßdämpfung, die Durchdringungsfestigkeit, die Funktionstauglichkeit der Trageeinrichtung und die Wirksamkeit des Tragesystems. ●


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